Rheinische Post: Sündenfall der Stammzellforscher Von RAINER KURLEMANN
Düsseldorf (ots)
Der Forscher Hwang Woo Suk ist entzaubert, das gerade im Bau befindliche Denkmal eines Nationalhelden für Südkorea zertrümmert: sich öffentlich entschuldigen zu müssen, bedeutet für einen Asiaten eine Katastrophe. Aber auch für die weltweite Forschung mit menschlichen embryonalen Stammzellen bringt das Geständnis eines ihrer Superstars einen Rückschlag. Hwangs Verhalten schürt alte Vorurteile wie dieses: Wissenschaftler ignorieren skrupellos Vorschriften, wenn ihnen erst einmal der Weg in eine bestimmte Richtung geöffnet wurde.
Dabei zeigt dieser Fall wie Selbstkontrolle der Forschung funktionieren kann, wenn internationale Gruppen im globalisierten Forschungsnetz zusammenarbeiten - sicherlich mit Verspätung, aber immerhin. Die Fachzeitung "Nature" hatte schon vor einem Jahr bei einem Laborbesuch Zweifel an Hwangs Aussagen geäußert. Vor zwei Wochen trennte sich der US-Forscher Schatten von seinem langjährigen Weggefährten, weil dieser die Frage nach der Herkunft der Eizellen nicht glaubhaft beantworten konnte. Schließlich packte eine der Mitarbeiterinnen aus. Das Verhalten selbst eines Stars der Stammzellforschung musste öffentlich werden.
Was bleibt ist das alte, ungelöste Problem: Wer sich für therapeutisches Klonen einsetzt, muss auch erklären, wie er den hohen Bedarf an Eizellen stillen will. Schon der Gedanke, Frauen dabei quasi als Ersatzteillager zu missbrauchen, ist skandalös.
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