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Rheinische Post: Karsai muss handeln

Düsseldorf (ots)

Von Godehard Uhlemann
Ist der Übertritt zum Christentum oder die Abkehr vom Islam ein 
Fall für die Psychiatrie? Wohl kaum. Doch genau an diesen Ausweg 
denkt ein afghanischer Minister, um den Religionsübertritt eines 
Landsmannes juristisch einigermaßen akzeptabel zu lösen. Die nicht 
islamische Welt ist empört über das drohende Todesurteil für Abdul 
Rahman, der seinen Glauben wechselte, was er nach dem islamischen 
Recht der Scharia nicht darf. Sollte er deswegen zum Tode verurteilt 
werden, was strenggläubige Moslems fordern, bliebe ihm der Weg der 
Berufung. Doch ein Todesurteil müsste letztlich Staatspräsident 
Karsai unterzeichnen, der Mann, der mit Hilfe des Westens Afghanistan
modernisieren und vor allem demokratisieren möchte. Auf Karsai läuft 
am Ende alles zu.
An diesem Punkt muss westliche Selbstkritik einsetzen. Staaten wie 
Afghanistan mit archaischen Strukturen und zum Teil alter 
Taliban-Justiz lassen sich nicht von oben umkrempeln. Diese 
Revolution im Denken muss an der Basis beginnen, um in den Köpfen der
Menschen verankert zu werden. Das verlangt Zeit. Die Justiz ist 
unabhängig. Das haben Demokraten immer gefordert und in der neuen 
Verfassung verankert. Wenn sie jetzt zu viel Druck erzeugen, 
beschädigen sie ihre eigene Glaubwürdigkeit.

Rückfragen bitte an:

Rheinische Post
Redaktion

Telefon: (0211) 505-2303

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