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Rheinische Post: Die CSU-Enkel bieten ein trauriges Bild - Von SVEN GÖSMANN

Düsseldorf (ots)

Theo Waigel hat mit der CSU so ziemlich alles
erlebt. Deshalb muss man das Urteil des früheren CSU-Finanzministers 
besonders ernst nehmen: "Die CSU ist in ihrer größten Krise seit 
1948. Der gegenwärtige Zustand widert mich an."
Dem möchte man nichts hinzufügen, muss es aber doch: Die CSU hat 
es wie keine andere Partei vermocht, mit Wahlvolk und Land eins zu 
werden. Sie war und ist die einzige Macht in Bayern. Der Slogan von 
"Laptop und Lederhose" beschreibt eine Erfolgsformel, die viele 
vergeblich zu kopieren suchen. Zu dieser Erfolgsgeschichte gehört 
auch, dass die CSU sich immer wieder aus sich heraus erneuerte - zur 
Not mit einer in der deutschen Politik seltenen Brutalität. So wurde 
Waigel mit Anspielungen auf sein aus den Fugen geratenes Privatleben 
als Regierungschef verhindert. Streibl stürzte als Ministerpräsident 
über Hinweise aus der CSU auf seine angegriffene Gesundheit und 
allerlei Amigo-Affären.
Vorwürfe wurden dann öffentlich gemacht, wenn eine Kampfsituation 
heraufzog. Das gilt auch für den Fall Seehofer, der vielen in der 
Parteispitze seit drei Jahren bekannt ist und jetzt gegen den 
Liebling der Parteibasis instrumentalisiert wird. Trotz alledem 
sorgten die Selbstheilungskräfte der CSU bislang dafür, dass nach 
härtesten Machtkämpfen relativ rasch wieder Ruhe und Erfolg zu der 
Partei zurückkehrten.
Dies bildete die Garantie dafür, dass die CSU auch für das 
Zustandekommen bürgerlicher Mehrheiten in Deutschland entscheidend 
war. Um so schmerzhafter war für die CSU die Erkenntnis, dass sich 
das mit dem Zustandekommen der großen Koalition 2005 geändert hat. 
Sie hat - auch durch den Verzicht Stoibers auf ein Berliner 
Ministeramt - an Gewicht in Berlin verloren. Das ist eine wichtige 
Ursache der heutigen CSU-Krise. Denn diese Erkenntnis hat Parteibasis
wie die CSU-Führung in München nicht ruhen lassen. Als Schuldiger ist
der abgenutzt wirkende und auftretende Ministerpräsident ausgemacht. 
Somit ist es wohl keine Frage mehr, ob Stoiber abtreten muss, sondern
nur noch wann.
Parallelen zu Reinigungsprozessen anderer Volksparteien sind 
offensichtlich. Der CSU-Erbfolgekrieg erinnert nicht zufällig an die 
Schlachten der SPD-Enkelgeneration. Wie einst bei den 
Sozialdemokraten, gibt es auch bei den Christsozialen mehrere 
Kandidaten, die sich für die Spitzenposition berufen fühlen. Eine 
verunsicherte Funktionärsschicht mag sich nicht entscheiden, es 
existiert keine Überfigur in der Partei, die das Problem löst.
Deshalb wird die Entscheidung wie im Western-Duell ausgeschossen. 
Statt Kugeln fliegen schmierige Vorwürfe. Am Ende liegen eine Menge 
Opfer im Staub. Als Kollateralschaden der Wähler mit seinem Wunsch 
nach einer sachorientierten Politik.

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Rheinische Post
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Telefon: (0211) 505-2303

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