4. Information der Deutschen Bahn zum Unfall in Frankreich
Stand:
06.11., 19.30 Uhr
Frankfurt am Main (ots)
Die Ermittlungen der französischen Behörden zum Zugunglück der vergangenen Nacht in der Nähe der ostfranzösischen Stadt Nancy dauern an. Experten der Deutschen Bahn sind vor Ort und unterstützen die Behörden bei ihren Ermittlungen.
Über die Unfallursache und den genauen Unfallhergang hat die Deutsche Bahn zur Stunde noch keine abschließenden Erkenntnisse.
Bahnchef Hartmut Mehdorn zeigt sich über das Unglück sehr betroffen. "Mein tiefes Mitgefühl gilt den Angehörigen und Opfern dieses Unglücks". Er hatte sich heute Vormittag umgehend mit seinem französischen Kollegen in Verbindung gesetzt und lässt sich regelmäßig vom Vorstand Personenverkehr, Dr. Christoph Franz, der in Nancy ist, über die Situation vor Ort informieren.
Nach bisherigen Erkenntnissen war das Feuer im Abteil des Schlafwagenbetreuers im ersten Wagen hinter der Lokomotive ausgebrochen. Der verletzte Betreuer befindet sich in Nancy im Krankenhaus, steht unter Schock und konnte bisher durch Vertreter der Deutschen Bahn nicht zum Unfallhergang befragt werden.
Soweit der Deutschen Bahn bekannt ist, hat der französische Zugchef nach Information durch den Schlafwagenbetreuer über den Brandausbruch entschieden, den Zug bis in den Bahnhof von Nancy zu fahren und dann eine Notbremsung zu veranlassen, da nur im Bahnhof selbst bzw. in unmittelbarer Nähe des Bahnhofs schnelle und effektive Rettungsmaßnahmen ergriffen werden konnten. Nahezu zeitgleich haben französische Bahnbedienstete den Brand entdeckt und den Strom der Oberleitung abgeschaltet, so dass der Zug ca. 800 Meter hinter dem Bahnhof Nancy zum Stehen kam.
Bei dem vom Brand betroffenen Schlafwagen der Deutschen Bahn handelt es sich um einen 1964 in Dienst gestellten Schlafwagen, der 1999 umfassend saniert und gemäß den geltenden Notaustiegskonzepten ausgestattet wurde. Die letzte große Revision war am 12. Juni 2001. Dabei wurde der Wagen komplett geprüft. Die letzte technische Regelüberprüfung wurde am 04. November 2002 durchgeführt.
Der Wagen entspricht den Sicherheitsstandards der Vereinigung internationaler Eisenbahnen (UIC). Den europäischen Brandschutznormen entsprechend haben derartige Wagen keinen Feuer- oder Rauchmelder. Sie sind mit Feuerlöschern ausgerüstet und verfügen in den Abteilen über Nothammer und Notausstiegsfenster. Schlafwagen werden grundsätzlich von einem Schlafwagenbetreuer begleitet.
Die Deutsche Bahn wird überprüfen, welche Konsequenzen für die bestehenden europäischen Standards im Nachtreiseverkehr aus diesem Unglück zu ziehen sind und diese notfalls auch allein ohne europäische Einigung umsetzen.
Die überlebenden Reisenden sind zwischenzeitlich in Deutschland eingetroffen. Die Deutsche Bahn hatte Bahnärzte und Psychologen im Einsatz, die sich auf Bahnhöfen und in den Zügen um die rückkehrenden Fahrgäste gekümmert haben. Auf Wunsch bietet die Deutsche Bahn Betroffenen psychologische Betreuung an.
Bereits unmittelbar nach bekannt werden des Unglückes hatte die Deutsche Bahn unter der Rufnummer 0800 - 3 11 11 11 eine kostenlose Hotline für Nachfragen betroffener Angehöriger eingerichtet. Auch die französische Staatsbahn SNCF ist aus dem Ausland unter der Sonderrufnummer 0033/ 1 44 06 61 59 erreichbar.
Der Nachtreiseverkehr wird in den kommenden Tagen fahrplanmäßig durchgeführt. Auf 14 Linien innerhalb Deutschlands sowie nach Belgien, Frankreich, Dänemark, Österreich, Tschechien und in die Niederlande sind täglich Nachtreisezüge der Deutschen Bahn unterwegs. Zum Einsatz kommen dabei 152 Schlafwagen, 186 Liegewagen, 158 Sitzwagen und 28 Restaurantwagen. Rund eine Million Reisende nutzten 2001 die Nachtreisezüge der Deutschen Bahn.
Hinweis für elektronische Medien: Fernsehredaktionen können Schnittbilder von Nachtzugwagen des gleichen Bautyps per ATM erhalten. Kontakt: 030 - 25 75 13 34 (0170 - 45 44 155)
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