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Wissenschaftliches Institut der AOK

Fehlzeiten-Report 2007 erschienen
Mehr als jeder Zweite geht auch krank zur Arbeit
Vor allem Frauen ignorieren oft den ärztlichen Rat, zu Hause zu bleiben

Bonn (ots)

Ernsthafte Beschwerden halten viele Arbeitnehmer
heute nicht davon ab, weiter ihrer Arbeit nachzugehen: Knapp zwei 
Drittel der Beschäftigten gaben an, es sei im letzten Jahr 
vorgekommen, dass sie zur Arbeit gegangen seien, obwohl sie sich 
richtig krank gefühlt hätten. Dies ergab eine repräsentative 
Befragung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO), deren 
Ergebnisse heute im aktuellen Fehlzeiten-Report 2007 vorgestellt 
wurden. Darüber hinaus wird ebenfalls deutlich, dass jeder dritte 
Arbeitnehmer mit gesundheitlichen Beschwerden am Arbeitsplatz 
erschien, obwohl der Arzt davon abgeraten hatte. Diese Ergebnisse 
gehen einher mit in den letzten Jahren kontinuierlich rückläufigen 
Krankenständen. So sank bei den rund 9 Millionen erwerbstätigen 
AOK-Mitgliedern der Krankenstand im Jahr 2006 von 4,4 Prozent auf 4,2
Prozent und erreichte damit den niedrigsten Wert seit mehr als zehn 
Jahren.
Sowohl die Zahl der Krankmeldungen als auch die Zahl der 
krankheitsbedingten Ausfalltage nahm im Jahr 2006 im Vergleich zum 
Vorjahr weiter ab. So hat der Anteil der Beschäftigten, die das ganze
Jahr überhaupt nicht krank geschrieben waren, weiter zugenommen. Er 
stieg von 48,5 Prozent im Vorjahr auf 50,7 Prozent im Jahr 2006. Im 
Durchschnitt waren die AOK-Mitglieder 15,4 Kalendertage krank 
geschrieben. Im Jahr zuvor waren es noch 16,0 Tage gewesen. In 
Ostdeutschland fiel der Krankenstand mit 4,0 Prozent noch niedriger 
als im Westen aus. Dort lag er bei 4,3 Prozent. Bekanntermaßen 
differieren zwischen den einzelnen Branchen die krankheitsbedingten 
Fehlzeiten deutlich: Die niedrigsten Ausfallzeiten waren mit 2,7 
Prozent im Kreditgewerbe und mit 2,2 Prozent in der Datenverarbeitung
zu verzeichnen. Dahingegen wurden die höchsten Ausfallzeiten mit 6,1 
Prozent in der Abfall- und Abwasserbeseitigung sowie in der 
Metallerzeugung und -bearbeitung, der Tabakverarbeitung und der 
Recyclingbranche (jeweils 5,2 %) erreicht. Die niedrigen 
Krankenstände des Jahres 2006 sind nach Einschätzung des WIdO u.a. 
auf Veränderungen in der Beschäftigtenstruktur und eine verbesserte 
Gesundheitsvorsorge in den Betrieben zurückzuführen. Umfragen zeigten
auch, dass sich viele Arbeitnehmer mit Krankmeldungen zurückhalten, 
um ihren Arbeitsplatz nicht zu gefährden.
So gehen neun von zehn Arbeitnehmern (93,0 %) auch dann zur 
Arbeit, wenn es ihnen "nicht so gut geht". Bagatellerkrankungen wie 
"eine leichte Erkältung oder Kopfschmerzen" sind für die meisten 
Arbeitnehmer (77,0 %) kein Grund, sich krank zu melden. Bei 
erwerbstätigen Frauen ist der Anteil derer, die trotz Krankheit ihrer
Arbeit nachgingen, deutlich höher als bei Männern (Frauen: 64,4 %, 
Männer: 58,9 %). Auch der Anteil der Frauen, die entgegen ärztlichem 
Rat zur Arbeit gingen, sei erheblich höher als bei den Männern, so 
die Herausgeber des Fehlzeiten-Reports. Dies zeige, dass 
offensichtlich viele Frauen im Arbeitsleben unter anderen Belastungen
stünden als die Männer: Insbesondere gelte dies für alleinerziehende 
und chronisch kranke Frauen.
Als Beweggründe für das Arbeiten trotz gesundheitlicher 
Beschwerden wurden am häufigsten eine hohe Arbeitsbelastung (48,5 %) 
und die Angst um den Arbeitsplatz (30,2 %) angegeben. Als weitere 
Gründe wurden von den Befragten Verantwortung und Pflichtgefühl (13,3
%), die Vermeidung von Ärger mit Kolleginnen und Kollegen (11,5 %) 
sowie Probleme mit dem Arbeitgeber bei Krankmeldungen (9,2 %) 
genannt. Die Mehrzahl der Beschäftigten befürchtet berufliche 
Nachteile bei häufigen Krankschreibungen. Viele Arbeitnehmer sehen 
daher davon ab, sich krank zu melden und warten das Wochenende ab, um
sich auszukurieren. Fast jeder Fünfte gab an, im letzten Jahr zur 
Genesung Urlaub genommen zu haben. Die Mehrheit der Beschäftigten 
(82,4 %) meldet sich nur mit ärztlichem Attest krank.
In seinem Schwerpunktteil beschäftigt sich die diesjährige Ausgabe
des Fehlzeiten-Reports mit dem Thema "Arbeit, Geschlecht und 
Gesundheit". Frauen und Männer unterscheiden sich hinsichtlich ihrer 
Arbeits- und Lebensbedingungen, ihrer Krankheiten und 
gesundheitlichen Beeinträchtigungen, ihres Umgangs mit 
gesundheitlichen Beschwerden und der Nutzung der Angebote 
gesundheitlicher Versorgung, so die Herausgeber des 
Fehlzeiten-Reports. Im Bereich der betrieblichen Gesundheitspolitik 
würden geschlechtsspezifische arbeitsbedingte Gesundheitsgefahren und
Erkrankungen oft nicht ausreichend erfasst und bei der Planung und 
Umsetzung betrieblicher Gesundheitsförderungsmaßnahmen zu wenig 
bedacht. Vieles spreche dafür, dass sich die Qualität und Wirksamkeit
von Prävention und Gesundheitsförderung verbessern lasse, wenn 
geschlechtsspezifische Unterschiede und Problemlagen stärker 
berücksichtigt würden. Wie dies geschehen könne, würde im 
Fehlzeiten-Report anhand von Praxisbeispielen aufgezeigt. So müsse in
den Betrieben mehr dafür getan werden, dass Frauen Beruf und Familie 
besser miteinander vereinbaren könnten. So könne beispielsweise 
Frauen durch gezielte Maßnahmen der oft schwierige Wiedereinstieg in 
den Beruf erleichtert werden, wie ein Projekt der AOK für den Bereich
der Altenpflege zeige.
Badura/Schröder/Vetter (Hrsg.): Fehlzeiten-Report 2007, 
Schwerpunktthema: Arbeit, Geschlecht und Gesundheit - 
Geschlechteraspekte im betrieblichen Gesundheitsmanagement; Berlin 
2008; ca. 530 Seiten; broschiert; EUR (D) 39,95; EUR (A) 41,07; sFr 
65,50; ISBN 978-3-540-72543-5.
Mehr Infos im Internet: http://wido.de/fzr_2007.html

Pressekontakt:

Helmut Schröder
Tel.: 0228 843-393
Fax.: 0228 843-144
helmut.schroeder@wido.bv.aok.de

Christian Vetter
Tel.: 0228 843-393
Fax.: 0228 843-144
christian.vetter@wido.bv.aok.de

Rezensionsexemplare:
Renate Bayaz
Tel.: 06221 487-8531
Fax: 06221 487-8691
renate.bayaz@springer.com

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