VDA - Verband der Automobilindustrie e.V.
Symposium zum Güterkraftverkehr nach der EU-Erweiterung
Verbände fordern Chancengleichheit für deutsches Transportgewerbe
Hannover (ots)
Eine weitgehende Steuerharmonisierung für den europäischen Güterkraftverkehr im Zeichen der EU-Osterweiterung hat Prof. Dr. Bernd Gottschalk, Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) angemahnt. "Es ist fatal, wenn die europäische Politik die einen Unternehmen mit hohen Steuern belastet und die anderen im gleichen Europäischen Markt mit geringen Steuern", sagte er im Rahmen der 60. Interntionalen Automobil-Ausstellung Nutzfahrzeuge (IAA) auf dem Symposium "Der Wettbewerb im europäischen Güterkraftverkehr nach der EU-Erweiterung". Prof. Gottschalk: "Für kleine und mittelständische Transportunternehmen hierzulande geht es schlicht und ergreifend ums Überleben".
Der VDA-Präsident sagte weiter, die EU-Kommission habe das Problem "zwar erkannt, aber nicht gebannt". Die EU-Energiesteuerrichtlinie, die Anfang 2004 in Kraft trat, schreibe zwar einen EU-weiten Mindeststeuersatz für Dieselkraftstoff vor; dieser sei mit 30,2 Cent jedoch so niedrig, dass von einem wirklichen Harmonisierungsbeitrag nicht gesprochen werden könne. Zudem gebe es hierbei für die Beitrittsländer sogar noch Ausnahmeregelungen bis 2012, die einen noch niedrigeren Steuersatz erlaubten.
Mehr Chancen als Risiken durch die EU-Erweiterung sieht das Transportgewerbe laut Manfred Boes, Präsident des Deutschen Speditions- und Logistikverbandes (DSLV). "Voraussetzung dafür, dass diese Marktchancen auch genutzt werden können, ist jedoch, dass die Speditionsunternehmen hierbei von der Verkehrspolitik nicht gebremst werden." Zu lösen seien neben der Harmonisierung der Wettbewerbsvoraussetzungen vor allem die Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur in den Beitrittsländern wie auch in Deutschland sowie ein Ende der Bevorteilung der Schiene gegenüber der Straße.
Hermann Grewer, Präsident des Bundesverbandes Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL), machte deutlich, dass es bei der Verlagerung der Transporte zugunsten von Unternehmen aus den Beitrittsstaaten Grenzen gibt: "Sieger in dem Wettbewerb um das Transportwachstum wird nicht derjenige sein, der die günstigsten Personalkosten von Haus aus aufzuweisen hat. Vielmehr sind Netzwerke gefragt, die sich kunden- und marktsegmentbezogen von West nach Ost bewegen." Bereits 2 Jahre vor dem EU-Beitritt seien 8 der 10 größten polnischen Transport- und Logistikunternehmen Joint Ventures gewesen.
Der Verkehrswissenschaftler Prof. Dr. Karl-Hans Hartwig von der Westfälischen Universität Münster bekräftigte Grewers Aussagen und machte darauf aufmerksam, dass die Chancen der EU-Erweiterung für diejenigen Unternehmen am größten seien, die über den besten Zugang zu Kapital und Know-how verfügen. Je anspruchsvoller die Logistik-Dienstleistung sei, desto eher kämen daher Unternehmen aus den alten EU-Ländern bzw. der Bundesrepublik zum Zuge.
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