Wohnortnahe Gesundheitsversorgung in Not: Bürger sehen dringenden Reformbedarf
Berlin (ots)
Umfrage "Am Puls der Gesundheitswirtschaft" von KPMG zeigt:
- 79 Prozent sagen, dass die Bundesregierung mehr für eine gute Gesundheitsversorgung an ihrem Wohnort tun sollte
- Befragte wünschen sich eine schnelle Digitalisierung, weniger Bürokratisierung und stärkere Präventionsmaßnahmen
- 51 Prozent würden einen weiteren Fahrtweg von bis zu einer halben Stunde für ihre Versorgung auf sich nehmen, aber lediglich 5 Prozent würden in jedem Fall höhere Krankenkassenbeiträge tolerieren
Demografischer Wandel, medizinischer Fachkräftemangel, überlastete Notaufnahmen: Das deutsche Gesundheitssystem steht vor enormen Herausforderungen. Nicht zuletzt die wohnortnahe Versorgung durch niedergelassene Ärzte ist hierzulande ein Dauerbrenner, insbesondere weil immer mehr Hausarztpraxen in ländlichen Gebieten wegen fehlender Nachfolge schließen. Ein Großteil der Bundesbürger wünscht sich daher mehr Einsatz der deutschen Bundesregierung für eine bessere Gesundheitsversorgung. Das zeigt die aktuelle Umfrage "Am Puls der Gesundheitswirtschaft" von KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft.
Mehrheit der Befragten fordert weniger Bürokratie und mehr Digitalisierung
In der Umfrage waren 63 Prozent der Befragten grundsätzlich zufrieden mit der Gesundheitsversorgung an ihrem Wohnort, 37 Prozent der Befragten sind derzeit unzufrieden. Dennoch sind 79 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Ansicht, dass die Bundesregierung mehr Initiative zeigen sollte, um die Gesundheitsversorgung vor Ort zu verbessern und langfristig zu sichern. Die Befragten kritisieren unter anderem unzureichende Maßnahmen der Bundesregierung in Bezug auf aktuelle Herausforderungen im Gesundheitswesen, eine nur schleppend vorankommende Digitalisierung, einen zu hohen Bürokratisierungsaufwand und das Fehlen von Präventionsmaßnahmen.
"Die Bevölkerung hat große Bedenken hinsichtlich ihrer künftigen Gesundheitsversorgung und fürchtet, dass insbesondere in strukturschwächeren Regionen zu wenig für ein funktionierende Versorgung getan wird. Deutschland muss auf die großen Herausforderungen rund um Fachkräftemangel, Entbürokratisierung und Digitalisierung zukunftsorientierte Lösungen finden und nicht weiter allein die kurzfristigen Symptome lindern", sagt Stefan Friedrich, Partner Healthcare bei KPMG in Deutschland.
Befragte befürchten einen erschwerten Besuch beim Hausarzt
Über 81 Prozent der Befragten stimmten der Aussage zu, dass es in Zukunft schwieriger werden kann, einen Hausarzt aufzusuchen. Die Befragung ergab auch, dass eine Mehrheit der Teilnehmenden zusätzliche Wegezeiten in Kauf nehmen würde, um in Zukunft eine verbesserte Gesundheitsversorgung im Bedarfsfall in Anspruch zu nehmen. 51 Prozent der Befragten würden bis zu einer halben Stunde mehr Wegezeit in Kauf nehmen, 22 Prozent bis zu einer Stunde und 10 Prozent sogar über eine Stunde. Nur 15 Prozent der Befragten würden keine zusätzlichen Wegezeiten tolerieren.
Kaum Bereitschaft für höhere Krankenkassenbeiträge
Im Gegensatz zur Zustimmung zu längeren Wegzeiten, zeigen die befragten Teilnehmer kaum Bereitschaft für die Zahlung erhöhter Krankenkassenbeiträge. Nur 5 Prozent der Teilnehmenden zeigen sich in jedem Fall bereit für eine verbesserte Gesundheitsversorgung in sozial oder strukturell benachteiligten Regionen höhere Krankenkassen- bzw. Krankenversicherungsbeiträge zu zahlen. Die Mehrheit (63 Prozent) gab an, "wahrscheinlich nicht" oder "auf keinen Fall" eine Erhöhung der Beiträge zu akzeptieren.
Über die Umfrage:
Die Ergebnisse stützen sich auf eine nicht repräsentative Umfrage mit über 300 Befragten aus dem zweiten Quartal 2024. In der Umfrage wurde ein Stimmungsbild zur Einschätzung der wohnortnahen Versorgung abgefragt. Die Teilnehmenden kamen sowohl vom Land als auch aus der Stadt und sind ungefähr zur Hälfte Männer bzw. Frauen, verteilt über alle Altersstufen.
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