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KBV - Kassenärztliche Bundesvereinigung

Abrechnungsbetrug: KBV zu Kiefer-Vorwürfen
Reine Stimmungsmache gegen Kassenärzte
Prüfsystem der Kassenärztlichen Vereinigungen funktioniert

Berlin (ots)

"Unsere Prüfverfahren greifen und wir setzen alles
daran, schwarze Schafe zu stellen und zur Rechenschaft zu ziehen."
Das hat der Erste Vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung
(KBV), Dr. Manfred Richter-Reichhelm, heute in Berlin erklärt. Anlass
war die Behauptung von Gernot Kiefer vom Vorstand des
IKK-Bundesverbands, jede fünfte Arztabrechnung sei fehlerhaft.
Richter-Reichhelm fuhr fort: "Wenn wir bei einer
Plausibilitätsprüfung Unstimmigkeiten feststellen, gehen wir auf den
entsprechenden Arzt zu. Bei kleinen Verstößen leiten wir ein
Disziplinarverfahren ein und fordern die streitige Geldsumme zurück,
bei groben Verstößen schalten wir die Staatsanwaltschaft ein."
Richter-Reichhelm hält die Zahlenspiele Kiefers für unseriös: "Die
Ärzte in freier Praxis rechnen pro Jahr knapp 600 Millionen Fälle ab,
die Kriminalstatistik führt aber beispielsweise für das Jahr 2001 nur
4692 Fälle auf, in denen überhaupt nur ein Anfangsverdacht auf
Falschabrechnung vorliegt. In dieser Zahl sind Apotheker, Masseure,
Heilpraktiker, Zahnärzte und sogar jede Menge nicht ärztlicher Berufe
enthalten. Wie Herr Kiefer auf 20 Prozent fehlerhafte Abrechnungen
kommt, ist mir völlig schleierhaft."
Der KBV-Chef weiter: "Solche Äußerungen sind reine Stimmungsmache.
Damit wird nur wieder der Verdacht genährt, dass die Kassenärzte die
Krankenkassen betrügen. Dabei fasst ein falsch abrechnender Arzt nur
seinem Kollegen in die Kitteltasche. Schließlich werden die Ärzte aus
einem großen Geldtopf bezahlt, den die Krankenkassen den
Vereinigungen der Kassenärzte ohne jeden Bezug zu den vom Arzt
erbrachten Leistungen zur Verfügung stellen. Bekommt ein Arzt
unrechtmäßig mehr, bekommen andere Ärzte automatisch weniger Geld.
Genau deswegen haben wir so ein starkes Interesse daran, Missetäter
aufzuspüren: um die ehrlich abrechnenden Ärzte zu schützen."
Richter-Reichhelm verwies darauf, dass die Kassenärztlichen
Vereinigungen sich bereits 2001 auf gemeinsame Rahmenbedingung für
Plausibilitätsprüfungen geeinigt hätten. Außerdem habe die KBV vor,
die Gebührenordnung der Kassenärzte auf 920 Ziffern zu verschlanken.
Derzeit enthält sie noch 1.900 Ziffern (gegenüber 2.500 Positionen
der GOÄ). Außerdem will die KBV die Gebührenordnungsposten künftig so
formulieren, dass für Interpretationsspielräume weniger Raum bleibt.
Richter-Reichhelm: "Unser Ziel: Dem Arzt soll klar sein, welche
Ziffer er abrechnen kann, wenn er die Gebührenordnung aufschlägt.
Irrtümliche Falschabrechnungen aufgrund eines mangelnden Überblicks
sollen künftig nicht mehr vorkommen."
Unverständlich fand der KBV-Chef auch die Äußerung Kiefers, die
Krankenkassen könnten gegen Betrüger nicht vorgehen, weil sie keine
Informationen über ärztliche Abrechnungen erhielten.
Richter-Reichhelm: "Das ist blanker Unsinn. Man spricht nicht umsonst
von der gemeinsamen Selbstverwaltung der Ärzte und Krankenkassen. Die
Krankenkassen sind an allen wichtigen Entscheidungen über den
Werdegang eines Arztes in der vertragsärztlichen Versorgung
beteiligt. Sie bestimmen mit - von der Erteilung der Zulassung bis
hin zur Rückgabe derselben. Selbstverständlich sind sie auch über das
Abrechnungsgeschehen voll im Bilde. Herr Kiefer möchte nur einmal
wieder suggerieren, dass es besser wäre, wenn die Krankenkassen
allein die Macht im Gesundheitswesen ausübten. Dabei ginge es
Patienten in einem Kassenstaat definitiv schlechter."
Richter-Reichhelm weiter: "Die KBV hat mehrfach der von Kiefer
geleiteten Arbeitsgruppe der Spitzenverbände eine enge
Zusamme-narbeit angeboten und Herrn Kiefer und seine Mitarbeiter an
allen Gesprächen mit dem BKA und Staatsanwälten beteiligt. Dieses
Angebot der Zusammenarbeit ist von den Spitzenverbänden nie
aufgegriffen worden. Um so unerträglicher ist es, wenn sie in schöner
Regelmäßigkeit immer dann, wenn es um politische Entscheidungen zur
künftigen Rolle der Selbstverwaltung geht, mit derartigen
spektakulären Berichten über angebliche Abrechnungsbetrügereien in
Milliardenhöhe an die Öffentlichkeit gehen."
Ihre Ansprechpartner:
Dr. Roland Stahl, Tel.: 0221 / 4005-213
Roland Ilzhöfer, Tel.: 030 / 4005-1230
Gabriele Prissok, Tel.: 030 / 4005-1240

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