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DMPs: KBV weist Ulla Schmidts Kritik scharf zurück
Wir stehen zu den Chroniker-Programmen, wollen aber keinen gläsernen Patienten

Berlin (ots)

"Wenn wir nicht mit den Krankenkassen unter enormem
Zeitdruck die Inhalte festgezurrt hätten, hätte Ulla Schmidt den
Menschen im Juni nicht verkünden können, Disease-Management-Programme
(DMPs) zu Diabetes und Brustkrebs gingen bald an den Start. Daher ist
es völlig absurd, uns eine Blockadehaltung vorzuwerfen." Mit diesen
Worten hat heute der Erste Vorsitzende der Kassenärztlichen
Bundesvereinigung (KBV), Dr. Manfred Richter-Reichhelm, auf den
Vorwurf der Bundesgesundheitsministerin reagiert, die KBV und andere
ärztliche Organisationen boykottierten die Einführung von speziellen
Behandlungsprogrammen für chronisch Kranke.
Richter-Reichhelm wies allerdings darauf hin, dass nach Ansicht
der KBV die Kombination von Chroniker-Programmen und dem
Ausgleichstopf der Krankenkassen (Risikostrukturausgleich) viele
Probleme mit sich bringe. Diese Konstruktion verleite die Kassen
dazu, die Versorgung Schwerkranker primär unter ökonomischen
Gesichtspunkten zu betrachten. Der KBV-Chef sagte, er freue sich,
weil inzwischen auch immer mehr Politiker erkannt hätten, dass
Risikostrukturausgleich und DMPs entkoppelt werden müssten. Er
appellierte "an die nach dem 22. September Regierenden, diese
unselige Verquickung zu beenden." Richter-Reichhelm weiter: "Wogegen
wir uns wehren, ist, dass die Krankenkassen umfangreiche Daten über
die Patienten erhalten sollen, die an den Programmen teilnehmen.
Einen gläsernen Patienten lehnen wir ab. Vor allem wollen wir Ärzte
nicht zu informellen Mitarbeitern der Krankenkassen degradiert
werden, denen wir intime Details melden müssen. Solche Bedingungen
machten ein vertrauensvolles Miteinander im Sprechzimmer zunichte."
Mit den DMPs in der derzeit vorliegenden Form schaffe die
Bundesregierung einen Präzedenzfall. Erstmalig würden die
Krankenkassen über alle Diagnosedaten ihrer Versicherten verfügen -
auch über diejenigen, die mit dem eigentlichen Chroniker-Programm
nichts zu tun hätten. Der KBV-Chef rief Schmidt auf, die Versorgung
Schwerkranker nicht als Wahlkampfthema zu benutzen: "Wir sollten
gemeinsam dafür kämpfen, optimale Behandlungsbedingungen für
Chroniker zu schaffen, und nicht darauf schielen, ob die eine oder
andere Partei mit ihrer Haltung zu DMPs noch einige unentschlossene
Wähler einfangen kann." Richter-Reichhelm unterstrich, dass die KBV
jederzeit für Gesprächen über die Chroniker-Programme aufgeschlossen
sei. Und weiter: "Im Interesse der Patienten sind wir jederzeit
bereit, mit dem Bundesgesundheitsministerium und auch dem
Bundesversicherungsamt in Verhandlungen zu treten."
Ihre Ansprechpartner:
Dr. Roland Stahl, Tel: 0221 / 4005-213
Roland Ilzhöfer, Tel: 030 / 4005-1230
Gabriele Prissok, Tel: 030 / 4005-1240

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