KBV - Kassenärztliche Bundesvereinigung
"Hauptkostentreiber Krankenhaus wieder einmal ignoriert"
KBV zu Finanzergebnissen der GKV
Berlin (ots)
"Endlich verkündet auch das Bundesgesundheitsministerium (BMGS) ganz offiziell, was wir schon seit Jahren zu Bedenken geben: Die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) hat ein Einnahmen- und kein Ausgabenproblem." Mit diesen Worten hat heute im Berlin der Erste Vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Dr. Manfred Richter-Reichhelm, auf die Bekanntgabe der Finanzentwicklung der Kassen im ersten Quartal 2003 reagiert.
"Wieder einmal ignoriert das BMGS den Hauptkostentreiber Krankenhaus", erklärte Richter-Reichhelm weiter. Nach den veröffentlichten Zahlen des Ministeriums verursacht die stationäre Behandlung mit rund 285 Millionen Euro knapp die Hälfte des aktuellen Defizits von 630 Millionen Euro. "Das ist fast zweimal so viel wie der Defizitbeitrag durch Arzneiverordnungen und rund das 4,5fache des Defizitbeitrages durch Heilmittelverordnungen."
Bedenklich findet der KBV-Chef die Zunahme der Verwaltungskosten der Krankenkassen. Diese sind um 3,2 Prozent im Bundesdurchschnitt gestiegen. "In Zeiten wie diesen müssen solche Ausgaben gesenkt und nicht auch noch gesteigert werden", forderte Richter-Reichhelm.
Die Schere zwischen dem Anstieg der Verwaltungskosten der Kassen und der Veränderungsrate der beitragspflichtigen Einnahmen der GKV geht stetig auseinander. Seit 1998 haben die Krankenkassen auf diese Weise mit rund 1,2 Milliarden Euro zum Gesamtdefizit der GKV beigetragen. Zum Vergleich: Die ärztliche Behandlung hatte im gleichen Zeitraum einen Anteil am Defizit von rund 330 Millionen Euro. "Das ist weniger als ein Drittel der Mehrausgaben für die Kassenverwaltungen", führte Richter-Reichhelm aus. Und weiter: "Dabei haben wir uns insgesamt im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben bewegt."
"Auf die Dauer wird die medizinische Versorgung kaputt gespart. Die Ausgabenentwicklung entspricht gerade einmal der allgemeinen Teuerungsrate", so der KBV-Vorsitzende. Für die ärztliche Behandlung sei die Situation besonders ernst, weil durch die gesetzlichen Budgetvorgaben der Trend der vergangenen Jahre verschärft werde. Während die allgemeine Preisentwicklung im Zeitraum von 1992 bis Ende 2002 um 20 Prozent zunahm, legte das Honorar je Arzt nur um rund sieben Prozent zu. "Wir haben es hier mit einem echten Einkommensverlust von 13 Prozent zu tun", erklärte der Kassenarztchef, "der Arzt als mittelständischer Unternehmer lebt von der Substanz und das gefährdet auf Dauer die Patientenversorgung."
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