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Immer weniger Nachwuchsmediziner für die ambulante Praxis
KBV-Chef warnt vor künftigen Versorgungsengpässen

Berlin (ots)

"Die Politik muss dringend dafür sorgen, dass der
Arztberuf wieder attraktiver wird, sonst klaffen in einigen Jahren
unzumutbare Versorgungslücken." Das hat heute der Erste Vorsitzende
der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) angemahnt. Dr. Manfred
Richter-Reichhelm stellte im Vorfeld seines Referats auf dem
Hauptstadtkongress "Medizin und Gesundheit" in Berlin klar: "Wir
wollen nicht, dass die Patienten das ausbaden, wovor die Regierenden
derzeit aus Angst vor finanziellen Lasten die Augen verschließen.
Deswegen machen wir laut, deutlich und wenn nötig auch immer wieder
auf das Problem aufmerksam - so lange bis etwas passiert."
"Beinahe jedes Jahr gehen in nächster Zeit mehr Vertragsärzte in
Ruhestand als im Vorjahr, Nachwuchs steht nicht in ausreichendem Maße
zur Verfügung", skizzierte der KBV-Chef das Problem. Abzulesen sei
der Wandel am Durchschnittsalter der Niedergelassenen. "Hat es 1993
noch 46,6 Jahre betragen, so lag es 2002 schon bei 50,1 Jahren", so
Richter-Reichhelm. Allein in den neuen Bundesländern gingen in
wenigen Jahren 30 Prozent der Hausärzte in Rente. Gleichzeitig aber
seien immer weniger junge Mediziner geneigt, in der
Patientenversorgung tätig zu werden. In den vergangenen fünf Jahren
habe die Anzahl der Neuzugänge an Ärzten im Praktikum um 15 Prozent
abgenommen, der Anteil der unter 35-Jährigen an allen berufstätigen
Ärzten sei von 27,4 Prozent im Jahre 1991 auf 17,0 Prozent im Jahre
2002 gesunken.
"Wenn immer weniger Nachwuchsmediziner in die stationäre und
ambulante Versorgung gehen, hat das durchaus seine Gründe. Im Laufe
ihrer Ausbildung gelangen die jungen Menschen zu der Einsicht, dass
die Erwartungen, die sie an die Berufsausübung geknüpft haben, kaum
zu erfüllen sind. Da drohen Leistungsbeschränkungen, Haftungsrisiken,
jede Menge Bürokratie und ein horrendes Arbeitspensum - und das bei
einem wirtschaftlichen Risiko, das mit einem Investitionskredit von
bis zu 312.000 Euro einhergeht. Diesen Druck wollen sich viele
Mediziner nicht mehr zumuten und wandern in nichtärztliche Berufe
ab", erläuterte der KBV-Vorsitzende. Käme das
Gesundheitssystemmodernisierungsgesetz so, wie die Regierung es
konzipiert habe, würde sich die Lage weiter verschärfen: "Viele
Facharztpraxen würden unverkäuflich und junge Kollegen hätten kein
Recht auf den Abschluss eines Vertrages mit den Krankenkassen. Im
schlimmsten Fall hätten sie ganz vergebens auf eine Praxis hin
studiert." Richter-Reichhelms Fazit: "Bessere Rahmenbedingungen
müssen her. Dazu gehören eine Sicherung der ärztlichen
Therapiefreiheit, angemessene Vergütung für ärztliche Leistungen und
mehr Chancen für sinnvolle Kooperationen."
Sein Referat hält der KBV-Vorsitzende heute um 16 Uhr auf dem
Hauptstadtkongress "Medizin und Gesundheit" im ICC Berlin, Messedamm
22 in Saal 8.

Pressekontakt:

Dr. Roland Stahl, Tel: 0221 / 4005-213
Roland Ilzhöfer, Tel: 030 / 4005-1230
Gabriele Prissok, Tel: 030 / 4005-1240

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