KBV - Kassenärztliche Bundesvereinigung
"Sinnvolles und transparentes Steuerungsinstrument"
Zuzahlungen: KBV-Chef unterstützt Unionsvorschlag
Berlin (ots)
"Wir rufen die Politiker dazu auf, sensibel mit dem Instrument Zuzahlung umzugehen", erklärte heute Dr. Manfred Richter-Reichhelm, Erster Vorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV). Die vom Bundesgesundheitsministerium (BMGS) in ihrem Entwurf einer Gesundheitsreform vorgesehenen Zuzahlungen "verlangen von den Patienten deutlich höhere Eigenbeteiligungen". Zudem verwirre deren uneinheitliche Struktur. Auch die Regelung von Ausnahmen sei unübersichtlich.
"In der solidarischen Krankenversicherung dienen Zuzahlungen dem Zweck, Leistungen nur dann zu nutzen, wenn sie notwendig sind. Es sollen also unnötige Kosten vermieden werden. Diese Ziele lassen sich nur mit einer prozentualen Zuzahlung erreichen", führte Richter-Reichhelm aus. Die KBV unterstütze daher den Vorschlag von CDU/CSU, alle bisherigen Zuzahlungen durch eine generelle Eigenbeteiligung von zehn Prozent auf sämtliche Leistungen zu ersetzen. Soziale Härten müssten natürlich berücksichtigt werden.
Heftige Kritik übte er an der vom BMGS geplanten Gebühr von 15 Euro je Facharztbesuch ohne vorherige Überweisung eines Hausarztes. "Nach heutigen Daten würden die Patienten in rund 50 Millionen Fällen den Arztbesuch voll aus der eigenen Tasche bezahlen, weil die tatsächlichen Behandlungskosten 15 Euro oder sogar weniger ausmachen." Zur Erklärung: Bei etwa einem Fünftel der rund 250 Millionen fachärztlichen Fälle pro Jahr fallen Behandlungskosten bis zu 15 Euro an. Ein Fall steht dabei für einen Patienten mit mindestens einem Arztbesuch je Quartal.
"Wir erwarten, dass Patienten dann in Krankenhausambulanzen und Gesundheitszentren ausweichen werden, um die Praxisgebühr zu umgehen. Dabei sind die Behandlungskosten am Krankenhaus in der Regel deutlich höher." Richter-Reichhelm stellte klar: "Die Praxisgebühr wäre somit ein reiner Strafzoll, der keine Kosten spart."
Zuzahlungen sollten alle Leistungen in gleicher Weise umfassen. "Dafür eignen sich prozentuale Beteiligungen am besten. Das wäre ein transparentes Verfahren und wird das Interesse der Patienten an kostengünstigeren Behandlungsalternativen fördern", so Richter-Reichhelm.
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