KBV - Kassenärztliche Bundesvereinigung
KBV-Reihe "kontrovers" - Pro und Contra diskutiert
Selbstverwaltung: Nie war sie so wertvoll wie heute
Berlin (ots)
Kassenärztliche Vereinigungen (KVen) und gesetzliche Krankenkassen, kurzum die gemeinsame Selbstverwaltung: Eigentlich müsste man sie erfinden, wenn es sie nicht schon geben würde. Auf diese Formel lässt sich das Ergebnis der Veranstaltung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) heute in Berlin bringen. Die Veranstaltungsreihe "kontrovers" stellte die Frage "Letzte Chance für die Selbstverwaltung oder lebenslänglich auf Bewährung?" Darüber diskutierten nicht nur die Betroffenen selbst, sondern ebenso Politiker aller im Bundestag vertretenen Fraktionen.
Den Einstieg machten Dr. Klaus Theo Schröder, Staatssekretär im Bundesgesundheitsministerium, und Dr. Manfred Richter-Reichhelm, Erster Vorsitzender der KBV. "Die Schwächen der gemeinsamen Selbstverwaltung liegen wesentlich darin begründet, dass das System aus sich heraus keine Anreize oder Sanktionen setzt", erklärte Schröder. Zudem müsse die "zeitliche Dimension von Entscheidungen verkürzt" werden. "Hinzu kommt ein Element von zentraler Bedeutung: die Erhöhung der Transparenz von Entscheidungsabläufen. Die Einbindung von Patientenvertretern ist hierzu ein richtiger Schritt, der seine wahre Dimension noch entfalten wird", so der Staatssekretär. Aus seiner Sicht "laufen wir auf ein Mischsystem zu: Die Rahmenbedingungen setzen der Staat und die beteiligten Körperschaften. Ergänzend kommen Wettbewerbselemente hinzu."
Dem entgegnete Richter-Reichhelm: "Die gemeinsame Selbstverwaltung ist die erfolgreiche Alternative zur Staatsmedizin. Die Idee dahinter ist einleuchtend: Das notwendige Fachwissen ist viel eher bei den Körperschaften zu finden als im Ministerium. Sie sind viel besser in der Lage, die Feinsteuerung zu übernehmen, als der Gesetzgeber und die Regierung." Dieses Modell habe sich als sehr erfolgreich erwiesen. Sein Resümee lautete: "Wer eine flächendeckende, gleichmäßige und qualitätsgesicherte Versorgung will, braucht die Selbstverwaltung."
Die anschließende Diskussion ergab, dass eigentlich niemand die Selbstverwaltung abschaffen will. Und noch eine Erkenntnis setzte sich durch: Eine soziale Krankenversicherung ist ein Wert an sich, eben nicht nur ein Kostenfaktor. Letztlich stelle sich die Frage: Wie viel ist uns unsere Gesundheit wert? "Zum Anlass unserer Diskussion haben wir ein Kartenspiel genommen, das inzwischen häufig virtuell in Politikerkreisen gespielt wird. Es heißt Schwarzer Peter", hatte Dr. Leonhard Hansen, Zweiter KBV-Vorsitzender, zu Beginn der kontrovers-Veranstaltung gesagt. Es bleibt offen, ob es im Herbst, wenn es um die Höhe der Krankenkassenbeiträge für 2005 geht, zu einer Neuauflage dieses beliebten Spiels kommen wird.
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