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KBV bezieht Position zum Arzneiverordnungsreport
Weigeldt: Blanke Zahlentheorie wird der Versorgungswirklichkeit nicht gerecht

Berlin (ots)

"Theorie und Praxis sind zwei verschiedene Paar
Schuhe. Es ist bedauerlich, dass die öffentliche Darstellung des 
Arzneiverordnungsreports ausschließlich in theoretisch berechneten 
Milliardenzahlen gipfelt, die als nicht genutzte Einsparpotenziale 
hingestellt werden." Das hat heute in Berlin Ulrich Weigeldt erklärt.
Der Vorstand der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) äußerte 
sich anlässlich der Vorstellung des Arzneiverordnungsreports 2006 von
Prof. Ulrich Schwabe. Weigeldt weiter: "Den Rückgang in der 
Verordnung von umstrittenen Arzneimitteln mit dem Anstieg bei der 
Verschreibung von Innovationen zu verrechnen, zeugt nicht von guter 
wissenschaftlicher Praxis." Das habe bereits der Arzneimittel-Atlas 
des Instituts für Gesundheits- und Sozialforschung (IGES) detailliert
ausgeführt. "Dessen Autoren haben eindeutig nachgewiesen: 
Mehrausgaben im Gesundheitswesen beruhen auf einer verbesserten 
Versorgung von schwer- und schwerstkranken Patienten", führte der 
KBV-Vorstand aus.
Innovationen seien medizinisch sehr sinnvoll, wenn auch oft sehr 
teuer. Nicht selten böten sie die einzige wirkliche Hilfe für den 
Patienten. Umstrittene Medikamente wie Venensalben seien in der Tat 
oft fragwürdig. Der Prozentsatz an umstrittenen Medikamenten sei in 
den vergangenen Jahren aber ständig zurückgegangen. Habe er 2003 noch
16,5 Prozent bei den Verordnungen und 7,3 Prozent bei den Umsätzen 
betragen, seien es 2005 nur noch 8 Prozent bei den Verordnungen und 
3,7 Prozent bei den Umsätzen gewesen.
"Die Vertragsärzte haben ihre Hausaufgaben gemacht. Sie verhalten 
sich grundsätzlich richtig, wenn sie Innovationen einsetzen, wo es 
geboten ist, und umstrittene Medikamente immer mehr meiden", so der 
Vorstand. Weigeldt wies darauf hin, dass kaum ein Land so hohe 
Verschreibungsquoten von Generika vorweisen könne wie Deutschland: Wo
immer diese günstigen Nachahmerpräparate einsetzbar seien, würden die
Vertragsärzte sie auch verordnen. Immerhin nehmen sie inzwischen 
einen Anteil von 77,4 Prozent an allen Verordnungen an.
Krankenkassen und KBV seien auf einem guten Weg, was die 
Arzneimittelverordnungen im Jahr 2007 angeht. "Die Spitzenverbände 
der Krankenkassen nehmen die gestiegene Morbidität, die steigende 
Lebenserwartung der Menschen und den Einsatz innovativer Präparate 
genauso ernst wie wir. Deswegen haben wir uns in unserer gemeinsamen 
Rahmenvereinbarung auf ein maximales Wachstum von 6,1 Prozent 
geeinigt", erläuterte der Vorstand.
Einsparpotentiale gäbe es durchaus noch bei den 
Arzneimittelverordnungen. Die lägen aber außerhalb der Einflusssphäre
der Vertragsärzte. "Die Medikamentenpreise sind vielfach deutlich zu 
teuer. Ein reduzierter Mehrwertsteuersatz würde die gesetzliche 
Krankenversicherung enorm entlasten. Außerdem könnte das System 
dreistellige Millionenbeträge sparen, wenn die Krankenhausärzte 
konsequent bei der Entlassung von Patienten aus dem Krankenhaus 
Wirkstoffe statt teurer Präparate angeben würden", sagte Weigeldt.

Kontakt:

Dr. Roland Stahl, Tel.: 030 / 4005 - 2202
Tanja Riepelmeier, Tel.: 030 / 4005 - 2240

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