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UNICEF: Jedes dritte Kind weltweit lebt in Region mit sehr hoher Wasserknappheit

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Jedes dritte Kind weltweit lebt in Region mit sehr hoher Wasserknappheit

Neuer UNICEF-Bericht vor dem Weltklimagipfel COP28: Auswirkungen der globalen Wasserkrise auf die physische und mentale Gesundheit von Kindern

New York/Köln, den 13. November 2023 // Jedes dritte Kind weltweit – 739 Millionen Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren – lebt laut einem neuen UNICEF-Bericht in Regionen, die unter hoher oder sehr hoher Wasserknappheit leiden. Durch den Klimawandel droht sich die Situation weiter zu verschärfen.

Schwindende Wasserverfügbarkeit und mangelhafte Trinkwasser- und Sanitärversorgung vergrößern das Problem und die Risiken für Kinder.

Der Report „Climate Changed Child“ wurde heute von UNICEF im Vorfeld des COP28-Klimagipfels veröffentlicht und analysiert verschiedene Ebenen der globalen Wasserkrise und ihrer Auswirkungen auf das Wohlergehen von Kindern: zum einen die Wasserknappheit, die sich unterteilen lässt in physische Knappheit von Wasser (water scarcity) und Wasserstress (water stress), der entsteht, wenn die Nachfrage nach Wasser die verfügbare Menge übersteigt. Zum anderen beleuchtet der Bericht die sogenannte Wasservulnerabilität (water vulnerability), also die Anfälligkeit einer Region oder eines Systems gegenüber Wasserknappheit.

Neben der Wasserkrise bedrohen auch andere Folgen des Klimawandels Kinder in besonderer Weise – darunter Krankheiten, Luftverschmutzung und extreme Wetterereignisse wie Überschwemmungen oder Dürren. Bereits im Mutterleib und während der gesamten Kindheit werden die Gesundheit und Entwicklung des Gehirns, der Lunge, des Immunsystems und anderer lebenswichtiger Funktionen von Kindern durch die Umwelt beeinflusst, in der sie aufwachsen. Für Kinder ist beispielsweise Luftverschmutzung gefährlicher als für Erwachsene, weil Kinder schneller atmen und sich ihr Gehirn, ihre Lunge und andere Organe noch entwickeln.

Klimawandel beeinträchtigt geistige und körperliche Gesundheit von Kindern

„Die Folgen des Klimawandels sind für Kinder verheerend“, sagte UNICEF-Exekutivdirektorin Catherine Russell. „Ihr Körper und Geist sind besonders anfällig für verschmutzte Luft, schlechte Ernährung oder extreme Hitze. Nicht nur ihre Welt verändert sich – Wasserquellen versiegen und beängstigende Wetterereignisse treten stärker und häufiger auf –, sondern auch ihr Wohlbefinden, da der Klimawandel ihre mentale und körperliche Gesundheit beeinflusst. Kinder fordern Veränderungen, aber ihre Bedürfnisse werden viel zu oft in den Hintergrund gedrängt.“

Kinder in Südasien sowie in der Region Mittlerer Osten und Nordafrika sind besonders stark von Wasserknappheit betroffen. Sie leben an Orten mit begrenzten Wasserressourcen und einem hohen Maß an saisonalen und jährlichen Schwankungen, einem Rückgang des Grundwasserspiegels oder einem Dürrerisiko.

436 Millionen Kinder sind doppelt gefährdet aufgrund hoher oder sehr hoher Wasserknappheit und einer niedrigen oder sehr niedrigen Trinkwasserversorgung – der sogenannten extremen Wasservulnerabilität. Unzureichendes sauberes Trinkwasser ist bei Kindern unter fünf Jahren eine der Hauptursachen für Todesfälle aufgrund vermeidbarer Krankheiten.

Der Bericht zeigt, dass die am stärksten Betroffenen in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen in Subsahara-Afrika, in Zentral- und Südasien sowie in Ost- und Südostasien leben. Im Jahr 2022 lebten 436 Millionen Kinder in Gebieten mit extremer Wasservulnerabilität. Zu den am stärksten betroffenen Ländern gehören Niger, Jordanien, Burkina Faso, Jemen, Tschad und Namibia. Dort sind acht von zehn Kindern dem Risiko ausgesetzt.

Unter diesen Umständen sind Investitionen in sicheres Trinkwasser und sanitäre Einrichtungen erste wichtige Maßnahmen, um Kinder vor den Auswirkungen des Klimawandels zu schützen. Der Klimawandel führt dem Bericht zufolge auch zu einem erhöhten Wasserstress – dem Verhältnis zwischen der Wassernachfrage und den verfügbaren erneuerbaren Ressourcen. Bis zum Jahr 2050 werden voraussichtlich 35 Millionen mehr Kinder einem hohen oder sehr hohen Wasserstress ausgesetzt sein, wobei der Nahe Osten und Nordafrika sowie Südasien derzeit mit den größten Veränderungen konfrontiert sind.

Trotz ihrer besonderen Anfälligkeit wurden Kinder in Diskussionen über den Klimawandel entweder ignoriert oder weitgehend ausgeklammert. So werden beispielsweise nur 2,4 Prozent der Klimafinanzierung aus den wichtigsten multilateralen Klimafonds für Projekte verwendet, die auf Kinder und ihre Bedürfnisse ausgerichtet sind.

Forderungen zum Weltklimagipfel COP28

Anlässlich des Weltklimagipfels COP28 fordert UNICEF die Staats- und Regierungschefs und die internationale Gemeinschaft auf, entscheidende Schritte mit und für Kinder zu unternehmen, um einen lebenswerten Planeten zu erhalten.

  • Die zentrale Rolle von Kindern und ihren Rechten muss im COP28-Abschlussdokument hervorgehoben und die Etablierung eines Expert*innendialogs über Kinder und Klimawandel festgehalten werden.
  • In dem wichtigen Referenzdokument der Globalen Bestandsaufnahme (Global Stocktake) müssen Kinder und Generationengerechtigkeit eingebettet werden.
  • Kinder und klimaresistente Versorgungssysteme müssen in die endgültige Entscheidung über das globale Anpassungsziel (Global Goal for Adaptation, GGA) einfließen.
  • Es muss sichergestellt werden, dass der geplante „Loss and Damage“-Fonds und die Finanzierungsvereinbarungen kindgerecht sind und die Kinderrechte in den Governance- und Entscheidungsprozess des Fonds eingebettet sind.

Über die COP28 hinaus fordert UNICEF die Beteiligten auf, Maßnahmen zu ergreifen, die das Leben, die Gesundheit und das Wohlergehen von Kindern schützen – unter anderem die Anpassung grundlegender sozialer Angebote, die Befähigung aller Kinder, sich für die Umwelt einzusetzen, und die Einhaltung internationaler Abkommen zu Nachhaltigkeit und Klimawandel einschließlich einer umgehenden Reduzierung der Emissionen.

„Kinder und Jugendliche haben immer wieder dringend gefordert, zur Klimakrise gehört zu werden. Und doch haben Kinder in der Klimapolitik und bei politischen Entscheidungen fast keine formelle Rolle. Sie werden bisher bei Plänen und Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel, zur Abmilderung seiner Folgen oder zur Finanzierung selten berücksichtigt“, sagte Russell. „Es liegt in unserer gemeinsamen Verantwortung, alle Kinder in den Mittelpunkt dringender globaler Klimaschutzmaßnahmen zu stellen.“

Service für Redaktionen:

» Hier finden Sie den vollständigen Bericht „Climate Changed Child“ (Englisch).

» Der neue Bericht ergänzt den ersten Klima-Risiko-Index für Kinder, den UNICEF 2021 erstellt hat.

» Fotos und Videomaterial sind hier verfügbar.

Definitionen im Report:

Water Stress (Wasserknappheit durch konkurrierende Bedürfnisse): Das Verhältnis des gesamten Wasserbedarfs zu den verfügbaren erneuerbaren Oberflächen- und Grundwasser-Ressourcen. Der Wasserbedarf umfasst die Verwendung für häusliche und industrielle Zwecke sowie zur Bewässerung und Viehzucht. Höhere Werte deuten auf mehr Wettbewerb zwischen den nutzenden Personen hin.

Water Scarcity (physische Wasserknappheit): Der Kinder-Klimarisikoindex von UNICEF definiert Wasserknappheit auf der Grundlage einer zusammengesetzten Messung von Grundwasserstress, saisonalen oder jährlichen Schwankungen, Rückgang des Grundwasserspiegels und Dürrerisiken. Höhere Werte deuten auf eine höhere Gefährdung durch Wasserknappheit hin.

Water Vulnerability (Anfälligkeit/Empfindlichkeit der Wasserversorgung): UNICEF berechnet seinen Index für extreme Wasservulnerabilität auf der Grundlage einer zusammengesetzten Messung der physischen Wasserknappheit (siehe oben) und des Trinkwasser-Versorgungsniveaus. Höhere Werte deuten auf eine hohe Wasserknappheit und eine geringe Trinkwasserversorgung hin.

Pressekontakt: 
UNICEF Deutschland, Ninja Charbonneau, Sprecherin, 0221/93650-298,  presse@unicef.de

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