VFA Verband Forschender Arzneimittelhersteller e.V
VFA legt Ergebnisse einer repräsentativen Emnid-Umfrage vor
Yzer:
Patienten wollen mehr Qualität und beklagen Unterversorgung bei
Arzneimitteln
Berlin (ots)
"Die Abschaffung des Arzneimittelbudgets ist angekündigt, doch Probleme wie die Zwei-Klassen-Medizin und die Unterversorgung mit Arzneimitteln bleiben. Dadurch ist das Vertrauen der Bevölkerung in die Gesundheitspolitik und das deutsche Gesundheitssystem nachhaltig erschüttert", dieses Resümee zog Cornelia Yzer, Hauptgeschäftsführerin des Verbandes Forschender Arzneimittelhersteller (VFA), heute bei der Vorstellung einer repräsentativen Bevölkerungsumfrage. "Die Ergebnisse bringen ein Dilemma in der aktuellen Diskussion prägnant auf den Punkt: Die Bevölkerung ist in vielen Fragen der Gesundheitspolitik weiter, als die Politik derzeit zu Handeln bereit ist. Der Maßstab der Betroffenen dabei ist klar - sie wollen mehr Qualität." Das Meinungsforschungsinstitut Emnid hatte im Auftrag des VFA - dessen 44 Mitgliedsunternehmen mehr als zwei Drittel des gesamten deutschen Arzneimittelmarktes repräsentieren - 1.876 Interviews zu den Themen Gesundheitspolitik und Arzneimittelversorgung geführt.
"Jeder Fünfte ist in diesem Jahr entweder persönlich von Arzneimittelablehnungen betroffen gewesen oder kennt jemanden, dem dies widerfahren ist", zitierte Yzer aus den Ergebnissen der Meinungsforscher. Nach den Berechnungen von Emnid sind allein bis Ende August diesen Jahres bei rund 3,3 Millionen der gesetzlich Versicherten ab 18 Jahren Arzneimittelverordnungen abgelehnt worden. Besonders hoch ist die Wahrscheinlichkeit von Arzneimittelablehnungen bei den chronisch Kranken: 15,5 Prozent von ihnen wurde in diesem Jahr von ihrem Arzt ein Arzneimittel abgelehnt oder die Verordnung wurde aufgeschoben. Bei insgesamt 78 Prozent der Betroffenen wurden als Begründung für nicht verordnete Arzneimittel "Kostengründe" genannt. 44 Prozent der Betroffenen gaben an, dass sie gesundheitliche Nach-teile hatten, weil die Verschreibung des Arzneimittels abgelehnt wurde.
Die von der Bevölkerung erhoffte Kehrtwende bei der Unterversorgung durch die Abschaffung der Arzneimittelbudgets hat sich nach Einschätzung der VFA-Hauptgeschäftsführerin "alles andere als erfüllt". 79 Prozent der gesetzlich Versicherten erklärten, dass sie bei einer Erkrankung gegenüber dem Vorjahr keine Veränderung bei der Verschreibung von Medikamenten feststellen konnten. Yzer machte zudem deutlich, dass die bei den regionalen Zielvereinbarungen vorgesehene Bonusregelung für Ärzte neue Ängste auslösen: 64 Prozent der Befragten befürchten, dass durch die Bonusregelung eine angemessene Arzneimittelversorgung der Patienten gefährdet ist. Mehr als die Hälfte (55 Prozent) sehen dadurch sogar das Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient in Gefahr.
Laut Emnid sind mehr als zwei Drittel (68 Prozent) der Bevölkerung der Meinung, in Deutschland gebe es eine Zwei-Klassen-Medizin. Bei den von Arzneimittelablehnungen betroffenen Patienten betonen dies sogar 80 Prozent. 70 Prozent der Kassenpatienten und 71 Prozent der Privatversicherten glauben, dass Kassenpatienten alles in allem eine schlechtere Gesundheitsversorgung erhalten als Mitglieder der privaten Krankenversicherung.
"Der derzeitige planlose Aktionismus in einzelnen Bereichen des Gesundheitswesens wird von der Bevölkerung als weder effektiv noch ehrlich durchschaut", betonte Yzer. 89 Prozent der Bevölkerung plädieren dafür, dass die Grundzüge einer grundlegenden Gesundheitsreform noch vor der nächsten Bundestagswahl vorgestellt und in Angriff genommen werden. "Die Menschen sehen die Probleme. Sie wollen nicht, dass dringend Erforderliches auf die lange Bank geschoben wird." Von der Politik sind sie enttäuscht: Nur 40 Prozent glauben, dass die Regierung die Probleme bei der Finanzierung des Gesundheitswesens lösen kann. Der Opposition trauen dies nur 31 Prozent zu.
Für konkrete, mitunter auch einschneidende Maßnahmen bei der Weiterentwicklung des Gesundheitswesens gab es bei der Emnid-Umfrage eindeutige Zustimmung:
- 74 Prozent der Befragten sprechen sich dafür aus, dass sich die Gesetzliche Krankenversicherung auf die wesentlichen und absolut notwendigen Leistungen konzentrieren muss. So plädieren 79 Prozent dafür, dass versicherungsfremde Leistungen aus der GKV herausgenommen werden sollen, um dieses Geld für die Behandlung von Krankheiten zu sichern.
- 77 Prozent treten dafür ein, dass Versicherte die Freiheit haben müssen, ihr Leistungspaket auch in der Gesetzlichen Krankenversicherung selbst zu gestalten.
- 69 Prozent befürworten mehr Wettbewerb zwischen den Kassen, um so die Kosten zu reduzieren.
"Die Versicherten wollen bei der Gesundheitsversorgung ihr Leistungs-paket mitbestimmen und statt immer neuer Regulierungen mehr Wettbewerb um bessere Leistungen", wertete Yzer die Umfrageergebnisse. So sind 84 Prozent der gesetzlich Versicherten bereit, bei geringfügigen Erkrankungen die Kosten für Arzneimittel selbst zu tragen, wenn dafür bei schwerwiegenden Erkrankungen alle Medikamente erstattet werden, die einer modernen und qualitativ hochwertigen Medizin entsprechen.
"Die Arzneimittel-Sparpläne der Bundesgesundheitsministerin zielen indes genau in die entgegengesetzte Richtung", prognostizierte Yzer. "Die Gesundheitsministerin riskiert nicht nur die Fortsetzung der Unterversorgung mit innovativen Therapien, sie provoziert gleichzeitig auch eine massive Investitions- und Arbeitsplatzvernichtung in einer der innovativsten Branchen", erklärte die VFA-Hauptgeschäftsführerin. Insgesamt droht den Arzneimittelherstellern mit dem Sparpaket der Ministerin sowie der anstehenden Festbetragsabsenkung und der ab April 2002 wirksamen Abgabeverpflichtung für Parallelimporte ein jährlicher Umsatzverlust von rund 3,7 Milliarden DM. Das macht fast 20 Prozent des GKV-Umsatzes der Branche aus. Hinzu kommen erhebliche Verluste im Auslandsgeschäft, da die deutschen Preise als Referenzpreise für zahlreiche ausländische Märkte gelten.
Zu diesem Thema gibt es zwei ogs-Grafiken - "Bevölkerung will grund-legende Gesundheitsreform" und "Patienten beklagen gesundheitliche Nachteile" - zum kostenlosen Abdruck unter www.presseportal.de in der ogs-Gra-fik-Galerie.
Die komplette Dokumentation der Umfrage-Ergebnisse stellt Ihnen der VFA gerne zur Verfügung.
Bei Rückfragen und Interviewwünschen wenden Sie sich bitte an: Marc Rath, Tel.: 0 30/2 06 04-203, Fax: 0 30/2 06 04-209, E-Mail: m.rath@vfa.de
Die Pressemitteilung können Sie im Internet unter http://www.vfa.de abrufen.
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