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Eklatantes Versorgungsdefizit bei Arzneimitteln

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Berlin (ots)

Barner: Millionen Patienten unterversorgt
"Millionen deutscher Patienten sind von einer eklatanten
Unterversorgung mit Arzneimitteln betroffen. Um ihr entgegenzutreten,
ist es notwendig, den Ärzten Raum für eine adäquate
Arzneimitteltherapie zu geben." Das sagte Dr. Dr. Andreas Barner,
Vorstandsvorsitzender des Verbands Forschender Arzneimittelhersteller
(VFA), bei der Vorstellung des Gutachtens "Defizite in der
Arzneimittelversorgung in Deutschland" der Nürnberger
Unternehmensberatung Fricke & Pirk in Berlin.
"Manche träumen davon, das Gesundheitswesen durch fortgesetzte
Einsparungen bei Arzneimitteln zu sanieren", so Barner weiter. "Das
ist angesichts der geringen Bedeutung der Arzneimittelausgaben - sie
machen gerade 16 Prozent der GKV-Ausgaben aus - ohnehin illusorisch.
Mit Blick auf die deutliche Unterversorgung in Deutschland bei
wichtigen Indikationen wäre es der falsche Weg, hier noch weiter zu
sparen. Vielmehr gilt es, den Versicherten unter Beachtung des
Wirtschaftlichkeitsgebots medizinische Leistungen zur Verfügung zu
stellen, deren Qualität und Wirksamkeit dem anerkannten Stand der
medizinischen Erkenntnisse entspricht."
Das Gutachten dokumentiert für rund 20 Millionen Fälle innerhalb
eines Jahres, dass Patienten gar nicht oder nur unzureichend mit den
für sie notwendigen Medikamenten versorgt werden. Allein 10 Millionen
Fälle betreffen Volkskrankheiten wie Bluthochdruck und Osteoporose;
und sechs Millionen Patienten in Deutschland, die an Migräne oder
chronischen Schmerzen leiden, werden nicht angemessen versorgt.
377.000 Patienten mit Herzinsuffizienz erhalten keine Betablocker,
obwohl sie angezeigt wären und die Behandlungskosten senken würden,
bei vielen weiteren Patienten werden sie unterdosiert. Barner: "Damit
steht fest, dass die Unterversorgung mit Medikamenten in Deutschland
ein dramatisches Ausmaß hat."
Schon vor vier Jahren zeigte der VFA, dass Deutschland in vielen
Therapiegebieten keine moderne und flächendeckende
Arzneimittelversorgung bietet. Auch andere Institutionen hätten
seither zur deutschen Versorgung Alarmzeichen gegeben.
Das Gutachten untersucht die Arzneimittelversorgung anhand von
Prävalenzdaten der Fachliteratur und von Verordnungszahlen des
Arzneiverordnungs-Reports. "Wir haben konsequent konservativ
gerechnet", erläuterte Dr. Frank-Ulrich Fricke das Vorgehen der
Gutachter. "Das bedeutet, dass wir das Ausmaß der Unterversorgung
eher unter-, aber nicht überschätzen konnten." Insgesamt wurden zwölf
höchst unterschiedliche Krankheitsgebiete untersucht: Bluthochdruck,
chronische Herzinsuffizienz, chronischer Schmerz, Demenz, Depression,
Koronare Herzkrankheit, Migräne, Multiple Sklerose, Osteoporose,
rheumatoide Arthritis, Schizophrenie und Viruserkrankungen, denen
durch Schutzimpfungen vorgebeugt werden kann. Fricke: "Wir haben
nicht einmal diejenigen Krankheiten ausgewählt, bei denen die größten
Patientenzahlen zu erwarten waren, sondern solche, bei denen für
unser Analyseverfahren besonders tragfähige Daten zur Verfügung
standen. Es ist also wahrscheinlich, dass noch viele weitere Fälle
von Unterversorgung tägliche Realität in Deutschland sind - um dies
genau zu quantifizieren müsste aber die Datenlage noch verbessert
werden."
Das Gutachten belegt bei der Behandlung von Alzheimer, Migräne
oder rheumatoider Arthritis auch, dass privat versicherte Patienten
in der Arzneimittelversorgung gegenüber gesetzlich Versicherten
besser versorgt werden.
Auch im internationalen Vergleich offenbaren sich Defizite. So
müssen in Deutschland Patienten mit rheumatoider Arthritis oder
chronischen Schmerzen verglichen mit Patienten in europäischen
Nachbarländern oder den USA mit deutlich weniger Verordnungen für
innovative und wirksame Medikamente auskommen.
"An das Gutachten muss sich eine konsequente Ursachenanalyse
anschließen", forderte Barner. Sicher gebe es nicht die singuläre
Ursache für den Versorgungsnotstand. So seien Menschen für ihren
Impfschutz letztlich selbst verantwortlich, wofür sie allerdings auch
auf umfassende und verbreitete Informationen angewiesen seien. Bei
anderen Indikationen müssten sich die Patienten hingegen auf die sie
Behandelnden verlassen. Ärzten würde das leitliniengerechte Verordnen
jedoch vielfach durch viel zu knappe Richtgrößen für
Verordnungsvolumina schwer gemacht, deren Überschreiten mit einer
Wirtschaftlichkeitsprüfung für die betroffene Praxis verbunden sei.
"Diese Richtgrößen müssen dringend auf ein für die angemessene
Patientenversorgung notwendiges Niveau angehoben werden", verlangte
Barner.
Das Gutachten und weitere Unterlagen zur Pressekonferenz sind
unter http://www.vfa.de/pk20041015 im Internet abrufbar.
Der Verband Forschender Arzneimittelhersteller e.V. (VFA) ist der
Wirtschaftsverband der forschenden Arzneimittelhersteller in
Deutschland. Er vertritt die Interessen von 42 weltweit führenden
Herstellern und ihren fast 100 Tochter- und Schwesterfirmen in der
Gesundheits-, Forschungs- und Wirtschaftspolitik. Die Mitglieder des
VFA repräsentieren rund zwei Drittel des gesamten deutschen
Arzneimittelmarktes und beschäftigen in Deutschland mehr als 85.000
Mitarbeiter, darunter 14.500 in Forschung und Entwicklung.
Bei Rückfragen und Interviewwünschen wenden Sie sich bitte an:
Dr. Rolf Hömke, 
Tel.: 030 20604-204, 
Fax:  030 20604-209,
Mail:  r.hoemke@vfa.de

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