BVR Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken
Kreditgenossenschaften mit stabiler Ertragslage
Volksbanken und Raiffeisenbanken trotzen Konjunkturabschwung
Berlin (ots)
Mit einem Jahresüberschuss vor Steuern von knapp 2 Milliarden Euro im Jahr 2008 beweisen die deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken Ertragskraft und Stabilität auch in der Finanzmarktkrise. Das Jahresergebnis der 1.197 Genossenschaftsbanken in Deutschland weist im Gegensatz zu vielen Wettbewerbern ein positives Vorzeichen auf. Allerdings hat die Finanzkrise im Ergebnis der Volksbanken und Raiffeisenbanken auch Spuren bei den Abschreibungen auf Wertpapiere hinterlassen. Operativ kamen die Volksbanken und Raiffeisenbanken gut voran und verzeichnen mit 4,2 Milliarden Euro ein Teilbetriebsergebnis etwa in Höhe des Vorjahresergebnisses. Die addierte Bilanzsumme der Volksbanken und Raiffeisenbanken zog um mehr als 36 Milliarden Euro oder 5,7 Prozent auf insgesamt 668 Milliarden Euro an.
"Die Kreditgenossenschaften erweisen sich in der Finanzmarktkrise als wichtige Stütze der deutschen Kreditwirtschaft. Nach wie vor muss keine Ortsbank wegen der Finanzkrise staatliche Stützungsmaßnahmen oder auch nur Hilfen der Sicherungseinrichtung des BVR in Anspruch nehmen", erklärt BVR-Präsident Uwe Fröhlich. "Das Geschäftsmodell der Genossenschaftsbanken ist geprägt durch das traditionelle Bankgeschäft mit Krediten und Einlagen, unsere Banken verwenden ihre Mittel vor Ort im unmittelbaren Kundengeschäft und nicht in intransparenten und riskanten Kreditersatzgeschäften. Unsere Kundinnen und Kunden honorieren dies."
Immer mehr Bürgerinnen und Bürger entscheiden sich dafür, durch den Erwerb von Genossenschaftsanteilen Mitglied, also Eigentümer, ihrer Bank zu werden. Die Anzahl der Mitglieder der 1.197 Kreditgenossenschaften, die mit 13.586 Bankstellen überall im Land Präsenz zeigen, stieg in 2008 erneut an - um rund 140.000 auf 16,2 Millionen Menschen.
Ihr Kreditgeschäft steigerten die Volksbanken und Raiffeisenbanken in 2008 um 2,7 Prozent auf 377 Milliarden Euro. Hauptmotor des Kreditwachstums waren die langfristigen Forderungen, die um 3,0 Prozent beziehungsweise 9,3 Milliarden Euro auf 316 Milliarden Euro zunahmen. Marktanteilsgewinne verbuchten die Kreditgenossenschaften im Kreditgeschäft. Bei den mittelständischen Gewerbekunden stieg der Marktanteil der Genossenschaftsbanken um knapp einen Prozentpunkt auf 26,2 Prozent per Ende 2008 an. Fröhlich: "Wir freuen uns, dass der Mittelstand wahrnimmt, dass wir die Bankengruppe sind, die maßgeblich zur Kreditversorgung in der Krise beiträgt. Noch immer würden wir allerdings gern mehr Kredite an unsere Zielgruppe - solide kleine und mittlere Unternehmen - vergeben, als aktuell nachgefragt werden." Im Kreditgeschäft mit Privatkunden haben die Kreditgenossenschaften mittlerweile ein Fünftel des Marktes gewonnen.
In den abgelaufenen zwölf Monaten verzeichneten die Volksbanken und Raiffeisenbanken erfreuliche Zuwächse bei den Kundeneinlagen, die um knapp 20 Milliarden Euro oder 4,5 Prozent auf 461 Milliarden Euro anstiegen. Dabei verschob sich die Präferenz der Kunden zugunsten der Vermögensanlagen. Die täglich fälligen Einlagen wuchsen vor allem in der ersten Jahreshälfte 2008. Der Bestand an Sichteinlagen stieg im Vergleich zum Vorjahr leichter um 4,4 Prozent auf 157 Milliarden Euro. Der Bestand an Termineinlagen erhöhte sich in der zweiten Jahreshälfte. Er wuchs von Dezember 2007 bis Dezember 2008 deutlich um 24,7 Prozent oder fast 25 Milliarden Euro auf 126 Milliarden Euro insgesamt. Ursächlich für dieses starke Wachstum waren die bis Oktober 2008 gestiegenen kurzfristigen Zinsen in Verbindung mit einer flachen Zinsstruktur. Auch die sich verschärfende Finanzmarktkrise im letzten Quartal 2008 sorgte dafür, dass Kunden den Genossenschaftsbanken in erheblichem Maße ihr Geld anvertrauten - vor allem im Termineinlagenbereich. Hier stieg der Marktanteil der Kreditgenossenschaften um mehr als einen Prozentpunkt auf knapp 9 Prozent. Auch die Sparbriefe wuchsen um erfreuliche 9,1 Prozent oder 2,4 Milliarden Euro auf 28,7 Milliarden Euro per Ende Dezember 2008. In der Summe stiegen die Verbindlichkeiten gegenüber Nichtbanken einschließlich Inhaberschuldverschreibungen auf rund eine halbe Billion Euro.
Der Erfolg des Geschäftsmodells der Kreditgenossenschaften zeigt sich auch in der guten Eigenkapitalsituation. Trotz der Finanzmarktkrise konnten die Kreditgenossenschaften ihre Rücklagen weiter dotieren, was im Ergebnis zu einer Erhöhung des bilanziellen Eigenkapitals um 2,9 Prozent auf 34,1 Milliarden Euro führte. Das haftende Eigenkapital wuchs um 2,7 Prozent auf 49,3 Milliarden Euro. Das bankaufsichtliche Kernkapital stieg im Jahresvergleich kräftig um 4,0 Prozent auf 36,5 Milliarden Euro. Die Kernkapitalquote lag bei 10,6 Prozent. Der Solvabilitätskoeffizient stieg von 12,8 Prozent im Vorjahr auf 14,2 Prozent und übertraf damit den Mindeststandard wie in den Vorjahren deutlich.
Die Ertragskraft der Kreditgenossenschaften in 2008 trotzte der sich eintrübenden Konjunktur.
Der Zinsüberschuss blieb mit 13,2 Milliarden Euro fast auf dem Vorjahresniveau. Die Zinsspanne der Kreditgenossenschaften reduzierte sich um 0,10 Prozentpunkte auf 2,05 Prozent der durchschnittlichen Bilanzsumme.
Der Provisionsüberschuss lag im Geschäftsjahr 2008 wegen des Börseneinbruchs insbesondere im vierten Quartal mit 4,0 Milliarden Euro beziehungsweise 0,63 Prozent der durchschnittlichen Bilanzsumme unter dem Vorjahresniveau.
Die allgemeinen Verwaltungsaufwendungen betrugen 2008 13,0 Milliarden Euro beziehungsweise 2,02 Prozent der durchschnittlichen Bilanzsumme. Die Personalaufwendungen stiegen leicht auf 7,9 Milliarden Euro, während sich die anderen Verwaltungsaufwendungen um 3,2 Prozent auf 5,1 Milliarden Euro reduzierten.
Die Kreditgenossenschaften konnten trotz des allgemein schwierigen Umfeldes in der Summe der erfolgsbestimmenden Faktoren ein Teilbetriebsergebnis von 4,2 Milliarden Euro (2007: 4,3 Milliarden Euro) erwirtschaften. Aufgrund der Ausweitung der durchschnittlichen Bilanzsumme sank die Teilbetriebsergebnisspanne allerdings auf 0,66 Prozent der durchschnittlichen Bilanzsumme.
Das Betriebsergebnis vor Bewertung erreichte 4,8 Milliarden Euro nach 5,5 Milliarden Euro im Jahr 2007. Dies entspricht 0,74 Prozent der durchschnittlichen Bilanzsumme.
Die Risikovorsorge bewegte sich im Jahr 2008 absolut gesehen in etwa auf dem Vorjahresniveau. In Prozent der durchschnittlichen Bilanzsumme verbesserte sie sich leicht auf 0,43 Prozent. Der Anstieg der Risikovorsorge im Wertpapierbereich von 0,22 Prozent der durchschnittlichen Bilanzsumme im Vorjahr auf 0,34 Prozent beziehungsweise 2,2 Milliarden Euro im Jahr 2008 spiegelt die Finanzmarktturbulenzen wider. Das Bewertungsergebnis Forderungen blieb mit 0,08 Prozent der durchschnittlichen Bilanzsumme fast auf dem Vorjahresniveau (0,09 Prozent).
Der Rückgang des Betriebsergebnisses vor Bewertung wurde trotz der Entlastung im Bereich des Bewertungsergebnisses nicht ausgeglichen, so dass sich das Betriebsergebnis nach Bewertung mit knapp 2,0 Milliarden Euro beziehungsweise 0,31 Prozent der durchschnittlichen Bilanzsumme deutlich unter dem Vorjahresniveau bewegte.
Der Jahresüberschuss vor Steuern bei den Kreditgenossenschaften verringerte sich im Jahr 2008 um 0,17 Prozentpunkte auf 0,30 Prozent der durchschnittlichen Bilanzsumme und betrug knapp 2,0 Milliarden Euro. Die Steuern vom Einkommen und vom Ertrag betrugen als Folge der Senkung des Körperschaftsteuersatzes von 25 Prozent auf 15 Prozent nur noch 0,09 Prozent der durchschnittlichen Bilanzsumme, nach 0,18 Prozent im Vorjahr. Der Jahresüberschuss nach Steuern reduzierte sich um 25,3 Prozent von 1,8 Milliarden Euro im Vorjahr auf 1,4 Milliarden Euro beziehungsweise 0,21 Prozent der durchschnittlichen Bilanzsumme im Geschäftsjahr 2008.
Die Aufwands-Ertragsrelation auf Ebene der operativen Ergebnisse betrug im Jahr 2008 73,2 Prozent nach 70,5 Prozent im Vorjahr. Die Eigenkapitalrentabilität vor Steuern betrug im abgelaufenen Geschäftsjahr 5,7 Prozent.
Uwe Fröhlich: "Die Rentabilität der Kreditgenossenschaften ermöglicht ein angemessenes Wachstum am Markt, eine ausreichende Dotierung des Eigenkapitals zur Abdeckung der Risiken und eine marktgerechte Ausschüttung in Form der Dividende an die Mitglieder." Für das Jahr 2009 sei trotz schwer kalkulierbarer Konjunkturaussichten mit einer Ausweitung des Zinsüberschusses, der wichtigsten Ertragsquelle der Kreditgenossenschaften, zu rechnen. Das Provisionsgeschäft werde sich voraussichtlich auf dem aktuellen Niveau bewegen.
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