BVR Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken
Genossenschaftsbanken im Geschäftsjahr 2022 operativ stark
Wertkorrekturen vorübergehend und dank Kapitalstärke gut verkraftbar
Frankfurt (ots)
Die 737 deutschen Genossenschaftsbanken haben im Geschäftsjahr 2022 erneut ihre Kraft im operativen Geschäft unter Beweis gestellt. Der Zinsüberschuss legte um 8,2 Prozent zu, der Provisionsüberschuss um 2,1 Prozent. Das operative Ergebnis wuchs um 12,5 Prozent auf 8,1 Milliarden Euro. Temporäre Wertberichtigungen auf die eigenen Wertpapieranlagen sowie eine erhöhte Kreditrisikovorsorge führten zu einem gut verkraftbaren Bewertungsergebnis von minus 4,5 Milliarden Euro.
"Wir blicken auf ein herausforderndes Geschäftsjahr 2022. Im Kundengeschäft haben sich die Genossenschaftsbanken wieder sehr gut behauptet. Wir erfahren weiter Zuspruch durch unsere Kunden und Mitglieder. Die operativen Ertragszahlen bestätigen das", sagte Marija Kolak, Präsidentin des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR). Durch die abrupte Zinswende verbuchten die Institute zum Jahresende temporäre Marktwertverluste bei Wertpapieranlagen. "Wir werden diese Effekte aufgrund unserer seit Jahren hohen Ertragskraft und kontinuierlich gebildeten Kapitalrücklagen gut verkraften können", erläutert Kolak. In den kommenden Jahren dürften die Institute von Wertaufholungen bei Wertpapieren profitieren.
Gefährdet sieht die BVR-Präsidentin die internationale Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie. "Deutschland braucht insgesamt mehr Tempo", sagte Kolak. Kommen müsse jetzt die im Koalitionsvertrag festgeschriebene Super-Abschreibung beziehungsweise steuerliche Prämien für investitionswillige Unternehmen.
Die Volksbanken und Raiffeisenbanken seien in der Lage und willens, so Kolak, einen spürbaren Beitrag zur Förderung nachhaltiger Lebensgrundlagen in den Regionen und einer klimafreundlichen Wirtschaft zu leisten. Hierzu seien stabile Rahmenbedingungen unabdingbar. Kolak: "Politik und Bankenaufsicht müssen darauf achten, die Wirtschaft und die Kreditvergabefähigkeit der Banken nicht mit ständig steigenden Regulierungskosten oder bürokratischen Hürden zu überfordern." Die BVR-Präsidentin kritisierte vor allem die Vorgaben der EU-Lieferkettenrichtlinie: "Das Ziel der Richtlinie, die Einhaltung und Durchsetzung von Nachhaltigkeitszielen und Menschenrechten entlang der Lieferkette sicherzustellen, wird nur erreicht werden, wenn die Richtlinie für Banken und deren mittelständische Kunden handhabbar ist. Zumindest für Produkte und Dienstleistungen, die innerhalb der Europäischen Union bezogen werden, sollte zudem eine Konformitätsvermutung gelten."
Geschäftsentwicklung 2022 im Detail
Das Kundengeschäft hat sich im abgelaufenen Geschäftsjahr robust entwickelt mit Volumenausweitungen im Kredit- und Einlagengeschäft. Die im Jahresverlauf rückläufigen Finanzierungsanfragen bremsten auf Jahressicht das Kreditwachstum nur leicht. Insgesamt legten die Kreditbestände um 6,5 Prozent auf 757 Milliarden Euro zu, der Marktanteil blieb weitgehend konstant bei 17,8 Prozent. Die Kredite an Privatkunden wuchsen um 5 Prozent auf 358 Milliarden Euro. Firmenkundenkredite (einschließlich der sonstigen Kundenkredite) legten um 7,9 Prozent auf 399 Milliarden Euro zu. Die Kundeneinlagen wuchsen um 3,4 Prozent auf 861 Milliarden Euro.
Im Geschäftsjahr 2022 konnten die Genossenschaftsbanken 270.000 neue Genossenschaftsmitglieder hinzugewinnen. Aufgrund der weitgehend demografiebedingten Abgänge im gleichen Zeitraum sank die Mitgliederzahl insgesamt um 231.000 auf 17,95 Millionen. Die Gewinnung neuer Mitglieder behalte eine hohe Priorität.
Der Zinsüberschuss der Genossenschaftsbanken stieg im Berichtszeitraum um 8,2 Prozent auf 17,7 Milliarden Euro. Der Provisionsüberschuss wuchs um 2,1 Prozent auf 6,3 Milliarden Euro. Die allgemeinen Verwaltungsaufwendungen erhöhten sich um 3,7 Prozent auf 15,8 Milliarden Euro. Das Ergebnis der operativen Geschäftstätigkeit (Teilbetriebsergebnis) wuchs um 12,5 Prozent auf 8,1 Milliarden Euro. Die Cost-Income-Ratio verbesserte sich von 67,8 Prozent auf 66,0 Prozent. Das Betriebsergebnis vor Bewertung erreichte 9,1 Milliarden Euro - ein Plus von 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Die abrupte Zinswende führte zu temporären Abschreibungen auf Wertpapiere zum Jahresende 2022 in Höhe von minus 5,8 Milliarden Euro, denen in den Folgejahren entsprechend den Laufzeiten Zuschreibungen folgen werden. Im Bewertungsergebnis Kreditgeschäft verzeichneten die Institute moderate Abschreibungen und Wertberichtigungen in Höhe von minus 581 Millionen Euro. Unter Berücksichtigung der Veränderung der Vorsorgereserven ergibt sich ein Bewertungsergebnis von insgesamt minus 4,5 Milliarden Euro. Der Jahresüberschuss vor Steuern belief sich auf ein gutes Ergebnis von 4,4 Milliarden Euro. Zur Stärkung der bereits soliden Eigenkapitalausstattung werden dem Fonds für allgemeine Bankrisiken voraussichtlich 930 Millionen Euro zugeführt. Nach Steuern bleibt damit ein Jahresüberschuss von 2,2 Milliarden Euro.
Ihre solide Eigenkapital- und Liquiditätsausstattung konnten die Genossenschaftsbanken trotz des anspruchsvollen Umfelds im letzten Jahr erneut ausbauen. Das bilanzielle Eigenkapital wuchs kräftig um 5,2 Prozent auf 62 Milliarden Euro. Die Rücklagen legten um 3,3 Prozent auf 45,8 Milliarden Euro zu. Um die Eigenkapitalbasis weiter zu stärken, gaben Institute zusätzliche Geschäftsanteile an Mitglieder aus. Entsprechend wuchs das Geschäftsguthaben (gezeichnetes Kapital) um 10,7 Prozent auf 16,5 Milliarden Euro. Die regulatorischen Eigenmittel nach CRR stiegen auf 107,3 Milliarden Euro. Das Kernkapital wuchs auf 99,3 Milliarden Euro. Die Kernkapitalquote stieg aufgrund der starken Kapitalausweitung leicht auf weiterhin komfortable 15,3 Prozent. Die Gesamtkapitalquote CRR betrug 16,5 Prozent, womit die regulatorischen Anforderungen deutlich übertroffen werden.
Die addierte Bilanzsumme der Genossenschaftsbanken erhöhte sich im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 2,7 Prozent auf 1.175 Milliarden Euro. Die durchschnittliche Bilanzsumme je Institut liegt aktuell bei gut 1,6 Milliarden Euro.
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Melanie Schmergal, Abteilungsleiterin Kommunikation und
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