Menschenwürde geht vor Ordnungspolitik
Freising (ots)
Münchner Kardinal Wetter eröffnet Internationalen Kongress Renovabis zu "Migration in Europa" - Staatssekretärin Görlitz würdigt Begleitung der Flüchtlinge durch Kirchen
Für eine "Kultur der Aufnahme in Europa" und den menschenwürdigen Umgang mit Migranten und Flüchtlingen plädierte der Erzbischof von München und Freising, Friedrich Kardinal Wetter, heute in Freising bei der Eröffnung des 7. Internationalen Kongresses Renovabis. Im Mittelpunkt der dreitägigen Veranstaltung, bei der der Prager Erzbischof Kardinal Vlk und der Generalsekretär des Europarats Dr. Walter Schwimmer heute Hauptreferate hielten, steht das Thema "Suche nach Heimat. Migration in Europa". Weltweit verlassen pro Jahr etwa 175 Millionen Menschen ihr Land, um in der Fremde eine Zukunft aufzubauen.
Ordnungspolitische Überlegungen wie der Ausländeranteil an der Bevölkerung und die Sicherung der Grenzen dürfen nach Kardinal Wetter beim Umgang mit Menschen, die ihr Land aus sozialer Not, wegen Umweltkatastrophen und Kriegen verlassen müssen, nicht die ausschlaggebende Rolle spielen. In den Migranten begegne man Ebenbildern Gottes, verwies der Oberhirte auf die katholische Soziallehre. Dieser Position schloss sich Pater Dietger Demuth an, der Geschäftsführer von Renovabis. Die Problematik gehört zu den brisantesten Problemen der Gegenwart, machte der Geschäftsführer der Solidaritätsaktion der deutschen Katholiken mit den Menschen in Mittel- und Osteuropa deutlich. Allein in Europa müssen knapp 60 Millionen Menschen ihr Heimatland verlassen. Der Renovabis-Kongress bietet für den Redemptoristenpater die Möglichkeit, Ansätze für eine humane gesellschaftliche Praxis zu finden. Die Bayerische Staatssekretärin Erika Görlitz erkennt in dem Kongress eine "Chance durch persönlichen Kontakt und im Dialog miteinander Perspektiven für die Zukunft der Kirchen Europas zu entwickeln". Für die CSU-Politikerin gibt es keine besseren Ansprechpartner bei der Suche nach Heimat als die Kirchen. Unter den knapp 350 Tagungsteilnehmern aus 20 Staaten befinden sich zahlreiche Vertreter verschiedener christlicher Konfessionen.
Auf die Rolle als Aus-, Durch- und Zuwanderungsland Tschechiens wies der Erzbischof von Prag, Miloslav Kardinal Vlk, hin. Hindernisse für die menschenwürdige Behandlung von Migranten erkennt er in der Tschechischen Republik aufgrund der Erfahrungen mit Migranten aus der Ukraine, aus Polen und der Slowakei nicht. Lediglich mit der Eingliederung der Roma und der Vietnamesen gäbe es Probleme. Vlk rief dazu auf, jegliche Formen der Diskriminierung, Zurückweisung und Ausgrenzung von Zuwanderern zu unterbinden. Der Generalsekretär des Europarats, Dr. Walter Schwimmer, warnte davor, Migranten von vornherein als "Außenseiter" abzustempeln. Für viele Gesellschaften europäischer Staaten seien sie überlebenswichtig. Er rief zum entschiedenen Kampf gegen den Menschenhandel, insbesondere den Frauenhandel auf, gegen den der Europarat eine Konvention vorbereite. Er sprach sich für eine "geordnete Zuwanderung" unter Wahrung der Menschenwürde aus.
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