Berufsverband der Deutschen Urologen e.V.
Urologen: Krebstest nur in die Hand von Ärzten
Dorfen (ots)
"Es kann nicht sein, dass Apotheker nun die Lotsen zur Früherkennung des Prostatakrebses unter Anwendung eines umstrittenen Verfahrens zur Bestimmung des PSA werden", kommentierten Dr. KLAUS SCHALKHÄUSER, Präsident des Berufsverbandes der Deutschen Urologen (BDU), und Prof. Dr. LOTHAR HERTLE, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Urologie (DGU), eine Prostata-Früherkennungsaktion der Apotheker. "Die Früherkennung des Prostatakrebses ist eine rein ärztliche Maßnahme und darf nicht, aus vielleicht kommerziellen Gründen, in nicht-ärztliche Hände gelangen".
Der Prostatakrebs ist die häufigste bösartige Tumorerkrankung des Mannes. Das prostataspezifische Antigen (PSA), zwischenzeitlich eine einfache und sichere Untersuchung aus Blutserum, ermöglicht in der Früherkennung die Entdeckung heilbarer Prostatakrebse, die bislang nicht anders entdeckt werden können. Mit einer breit angelegten Werbung veranstalte nun die Fa. Hoyer-Madaus GmbH (Monheim), unter der Verantwortung der Apotheker, eine "Aktion Vorsorge-Check für Männer". Dabei wird mit einem Streifen-Schnelltest (URALEN) durch einen Tropfen Blut aus der Fingerbeere das PSA lediglich qualitativ bestimmt. Der in den Apotheken angebotene Test lasse nur den Schluss zu, ob das PSA "normal" oder "erhöht" sei. Es könnten genauso falsch-positive wie falsch-negative Befunde erhoben werden.
Die Vorstände des Berufsverbandes der Deutschen Urologen (BDU) und der Deutschen Gesellschaft für Urologie (DGU) warnten daher dringend davor, Testpersonen sollten sich nicht in Sicherheit wiegen, wenn ein "Normalbefund" durch den Apotheker erhoben werde. Bis zu dem wissenschaftlich begründeten Grenzwert des PSA von 4,0 ng/ml "reagiert" dieser PSA-Schnelltest nicht. In großen Untersuchungs-serien wurde jedoch nachgewiesen, dass trotz eines PSA-Normalbefundes ein Prostatakrebs bei etwa 10 Prozent vorliegt. Nicht nur aus diesen Gründen muss vor der Anwendung eines PSA-Schnelltestes, mit der Zielvorstellung, damit den Prostatakrebs frühzeitig zu erkennen, gewarnt werden. Sondern es müsse auch darauf hingewiesen werden, dass Untersuchungen zur Sicherheit von Schnelltesten gezeigt hätten, dass in bis zu 30 Prozent nicht nur "falsch-negative", sondern auch "falsch-positive" Ergebnisse möglich sein können, was zu einer erheblichen Verunsicherung der Betroffenen führen kann.
Die Früherkennungsuntersuchung unter Einschluss einer quantitativen PSA-Bestimmung müsse nach sorgfältiger Information des Mannes über Nutzen, Risiko und ggf. weiterführende Untersuchungen vom qualifizierten Arzt durchgeführt werden. Der PSA-Wert stelle an sich nicht die Diagnose eines Prostatakrebses dar, sondern die Indikation zur Gewebeentnahme aus der Prostata, um das weitere Vorgehen festzulegen.
Für den PSA-Schnelltest URALEN, der von der Fa. Hoyer-Madaus vertrieben wird, liegen keine seriösen (veröffentlichten) wissenschaftlichen Untersuchungen zur analytischen Zuverlässigkeit vor. Vor diesem Hintergrund einer völlig unzureichenden Datenlage kann derzeit eine Empfehlung über den Einsatz von PSA-Teststreifen nicht ausgesprochen werden. BDU und DGU fordern vielmehr die Zertifizierung der PSA-Testverfahren und von den Herstellern eine Standardisierung der PSA-Bestimmungsverfahren im Rahmen einer Qualitätssicherung.
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