Deutscher Verband Tiernahrung e.V. (DVT)
Hormonskandal: Schwächen an der Schnittstelle
Lebensmittel -
Futtermittel beseitigen
Bonn (ots)
Angesicht des jüngsten Hormonskandals fordert der Deutsche Verband Tiernahrung (DVT) stärkere Kontrollen bei der Herstellung, dem Handel und der Direktverfütterung von Einzelfuttermitteln sowie bei der Entsorgung von Lebensmitteln. Die Schnittstelle zwischen Lebensmittel- und Futtermittelwirtschaft bildet aus Sicht des DVT eine Schwachstelle, die dringend stärker reglementiert und überwacht werden muss. Dazu gehört auch das Verbot der Verfütterung von Speiseabfällen.
In Deutschland wird nur etwa ein Viertel des gesamten Futterbedarfs über gewerblich hergestelltes Mischfutter gedeckt. Das restliche Futter wird zum Beispiel als Getreide, Silage, Heu oder Silomais erzeugt und direkt verfüttert oder als Einzelfuttermittel zugekauft. Hierzu zählen auch Nebenprodukte aus der Lebensmittelwirtschaft, wie beispielsweise die Verfütterung von Ölkuchen, von Zuckerrübenschnitzel und Melasse aus der Zuckerindustrie oder Glucosesirup aus der Stärkeindustrie. Diese Komponenten werden zum Teil wieder in der Lebensmittelindustrie und auch in der Mischfutterherstellung eingesetzt, ein Kreislauf, der im Sinne einer nachhaltigen und umweltschonenden Wirtschaftsweise zu begrüßen ist.
Bei dem jetzigen Hormonskandal handelt es sich um einen Abfallskandal, dem kriminelles Handeln zugrunde liegt. Eine belgische Entsorgungsfirma hat pharmazeutische Abfälle illegal in Glucosesirup gemischt und an die Getränkeindustrie sowie Landwirte und Futtermittelhändler verkauft. Bei Nitrofen ging es um Pflanzenschutzmittel-Altlasten in einer Lagerhalle, die von den Behörden nie zur Lagerung von Getreide hätte zugelassen werden dürfen. Bei Chloramphenicol war es eine Firma in den Niederlanden, die belastete Shrimps nicht ordnungsgemäß entsorgt, sondern illegal weiterverkauft hat.
Bei allen Fällen handelt es sich um Vorgänge, die im Vorfeld der Mischfutterherstellung passiert sind und bei denen Kontrollsysteme und staatliche Behörden versagt haben.
Der DVT fordert daher europaweit
- eine einheitliche Zulassung und Kontrolle aller Hersteller von Einzelfuttermitteln und von Mischfutter
- eine strikte behördliche Überwachung von Entsorgungsfirmen generell und speziell von Firmen, die für die Entsorgung von Lebensmitteln zugelassen sind
- ein generelles Verbot des Einsatzes von Speiseabfällen in der Tierfütterung
- die Einführung einer verbindlichen Positivliste
"Wir begrüßen ausdrücklich die Forderung nach einer Positivliste", sagte Hubert Grote, Hauptgeschäftsführer des DVT, heute in Bonn. "Man muss aber auch ehrlich sagen, dass uns diese Liste nicht vor kriminellen Handlungen schützt". Richtig sei jedoch der Ansatz, im Vorfeld der Mischfutterherstellung stärker zu reglementieren und kontrollieren, was für die Herstellung von Futter- und Lebensmitteln eingesetzt werden dürfe und vor allem, wer es dürfe. Für deutsche Mischfutterhersteller gebe es die amtliche Registrierung bereits. Ebenso würden amtlicherseits pro Jahr rund 100.000 Futtermitteluntersuchungen durchgeführt. Mit großem Erstaunen nehme er deshalb die Forderungen der zuständigen Fachministerin Renate Künast nach einer Zulassung und stärkeren Kontrolle von Mischfutterbetrieben zur Kenntnis. "Frau Künast sollte die Fakten zur Kenntnis nehmen und an den wirklichen Schwachstellen ansetzen", so Grote. So könne er beispielsweise nicht verstehen, warum sich die Ministerin auf EU-Ebene nicht für ein Verbot der Verfütterung von Speiseabfällen stark mache. Die Erlaubnis, Speisereste zu verfüttern, ließe sich mit dem totalen Verfütterungsverbot für tierische Produkte an Nutztiere nicht vereinbaren.
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