Lausitzer Rundschau: Belohnung für ausbildende Betriebe Vom Malus zum Bonus
Cottbus (ots)
Wer nicht ausbildet, wird umgelegt. So lautete einst der martialische Schlachtruf des SPD-Parteinachwuchses, um die Betriebe zur Bereitstellung von mehr Ausbildungsplätzen zu zwingen. Unternehmen, die sich verweigerten, sollten demnach eine Ausbildungsplatzumlage zahlen. Die Sozialdemokraten bastelten daraus sogar ein Gesetz, das aber nie wirksam wurde, denn am Ende gewannen freiwillige Selbstverpflichtungen der Wirtschaft die Oberhand. Das war schon deshalb der richtige Weg, weil sich gut betuchte Unternehmen bei der Lehrlingsausbildung garantiert freigekauft hätten. Außerdem wäre die Bürokratie zu neuen Triumphen gelangt. Dank der blühenden Konjunktur ist die ganze Diskussion inzwischen in den Hintergrund getreten. Trotzdem besteht kein Anlass zur Entwarnung. Allein im Vorjahr galten zum Stichtag 30. September noch rund 50 000 Jugendliche als unvermittelt. Das entsprach einem Zuwachs um mehr als 20 Prozent. Und selbst bei den Nachvermittlungen im Rahmen eben jenes freiwilligen Ausbildungspakts blieben noch rund 17 000 Bewerber auf der Strecke. Umso mehr ist es zu begrüßen, dass die Große Koalition einen zusätzlichen Anreiz für ausbildende Betriebe schaffen will, indem ihnen ein Teil der Arbeitgeberbeiträge zur Arbeitslosenversicherung erlassen werden soll. Noch handelt es sich nur um eine Absichtserklärung. Dass Union und SPD hier an einem Strang ziehen, ist aber schon bemerkenswert. Besonders die Genossen haben eine erstaunliche Wandlung durchgemacht: Nach dem Malus- favorisieren sie nun ein Bonus-System. Das ist allemal besser als der alte Schlachtruf der Jusos.
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