Lausitzer Rundschau: Der Dalai Lama im Kanzleramt Merkel und der Mönch
Cottbus (ots)
Als private Unterredung war das Treffen von Angela Merkel mit dem Dalai Lama apostrophiert worden. Doch mit dem Kanzleramt als Ort der Zusammenkunft wurde daraus fast ein staatstragendes Ereignis. Dass sich die Hausherrin vom massiven Protest Pekings nicht beirren ließ, ist ihr hoch anzurechnen. Weder Helmut Kohl noch Gerhard Schröder haben sich getraut, das religiöse Oberhaupt der Tibeter überhaupt zu empfangen. Doch nicht nur darin unterscheidet sich Merkel wohltuend von ihren Vorgängern. Sie beweist durch praktische Gesten, dass Menschenrechte unteilbar sind. Seit China den Mönchsstaat am Himalaja vor fast 60 Jahren besetzt hat, werden Demonstrationen der Einwohner brutal unterdrückt und die tibetische Kultur läuft Gefahr, für immer verloren zu gehen. Angesichts der enormen wirtschaftlichen Bedeutung Chinas haben die allermeisten Politiker von Australien bis Amerika ihre Augen davor verschlossen - zumal, wenn sie erst einmal in hohen Ämtern waren. Die Kanzlerin handelt ganz anders. Das ist für Peking eine völlig neue Erfahrung. Mag sein, dass sich die deutsche Wirtschaft deshalb Sorgen macht. Die politische Glaubwürdigkeit wiegt jedoch in diesem Falle stärker. 2008 finden in China die olympischen Spiele statt. Schon deshalb kann Peking nicht ernsthaft an diplomatischen Verstimmungen mit Berlin gelegen sein. Im August des kommenden Jahres ist die Welt zu Gast im Reich der Mitte. Peking täte gut daran, sich nicht nur sportlich auf dieses Ereignis vorzubereiten, sondern auch politisch. Der "private Gedankenaustausch" Merkels mit dem Dalai Lama war dafür ein öffentliches Signal.
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