Lausitzer Rundschau: Gedankenspiele über Koalitionen in Hessen Becks Bauchreflexe
Cottbus (ots)
Der Reflex ist verständlich. Für Andrea Ypsilanti wäre es unerträglich, wenn Roland Koch sich erneut zur Wahl als Ministerpräsident Hessens stellen würde, ohne dass sie dagegen anträte - wenn Koch dann nicht gewählt würde und "geschäftsführend" im Amt bliebe, als sei nichts gewesen. Schließlich hat der CDU-Mann die Landtagswahl klar verloren. Aber, und das muss Ypsilanti akzeptieren lernen, sie hat sie nicht gewonnen. Sie hat keine stabile Mehrheit, nicht so lange die FDP mauert. Und außerdem hat die SPD nun einmal ein paar Tausend Stimmen weniger bekommen als die Union. Das muss auch SPD-Chef Kurt Beck akzeptieren lernen, der beim Abendessen in Hamburg Gedankenspiele von einer Minderheits-Ministerpräsidentin Ypsilanti herausposaunt und den dortigen Wahlkämpfern damit einen Bärendienst erwiesen hat. Die Absagen an jegliche Zusammenarbeit mit der Linken waren zu harsch, als dass Ypsilanti jetzt tricksen dürfte. Das würde das Vertrauen in sie fundamental zerstören, übrigens auch das in Beck. Ohnehin wäre es eine Chaosstrategie, sich zur Ministerpräsidentin wählen zu lassen und dann nicht zu wissen, wie es weitergeht. Die Nicht-Wahlgewinnerin Ypsilanti muss warten, bis der Wahlverlierer Koch sein politisches Ende erreicht hat. Mit Blick auf Neuwahlen wäre es für sie sowieso klüger, Koch im Parlament klein zu kochen, als selbst ohne stabile Mehrheit gebraten zu werden. Beck, so scheint es, hat aus einem gut gefüllten Bauch heraus geredet, nicht mit dem Kopf.
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