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Lausitzer Rundschau: Schulung für Hartz-IV-Behörde im Luxushotel Augenmaß verloren

Cottbus (ots)

Es ist ganz nebensächlich, ob die Rechnung für die
umstrittene Dankeschön-Tagung der Hartz-IV-Behörde des Landkreises 
Spree-Neiße nach dem öffentlichen Druck nun doch von deren 
Betriebsleiter Hermann Kostrewa privat bezahlt wurde oder nicht. Denn
das eigentliche Ärgernis um den Ausflug in das Burger Wellness-Hotel 
ist einzig und allein der Verlust jeden Augenmaßes.
Unstrittig ist die Arbeit im Eigenbetrieb des Landkreises zum Umgang 
mit Hartz IV, die wohl mit am psychisch belastendste Tätigkeit in der
Verwaltung. Der Zwang, zwischen berechtigtem Wunsch und begründetem 
Anspruch entscheiden zu müssen, tagtäglich Menschen wehzutun und nur 
wenigen wirklich helfen zu können, belastet viele Mitarbeiter sicher 
über Gebühr. Zumal die Angestellten ungerechter Weise häufig auch als
Blitzableiter der Enttäuschten herhalten müssen.
Ein Dankeschön des Betriebsleiters für die geleistete Arbeit ist da 
sicher angemessen - fraglich ist nur die Art und Weise. Eine Tagung 
im besten Wellness-Hotel Deutschlands ist da, trotz des Bestrebens, 
die heimische Gastronomie zu stärken, sicher alles andere als 
vermittelbar.
Im Gegenteil, sie zeigt, dass hier das Augenmaß verloren gegangen ist
und beschädigt die Landkreisverwaltung Spree-Neiße auf das Äußerste. 
Kurz vorher wurde der Kreis als zweitbeste Verwaltung im 
Landeswettbewerb um die wirtschaftsfreundlichste Kommune 
ausgezeichnet. Dank der Hartz-IV-Luxusschulung spricht darüber schon 
keiner mehr. Welche Konsequenzen sich daraus für den Amtschef 
ergeben, wird man sehen. Gestern Abend empfahl der Kreisausschuss, 
die Suspendierung Kostrewas aufzuheben, sprach dem Amtschef eine 
Missbilligung aus.
Doch neben Behördenrecht gibt es aber noch etwas anderes. Etwas, was 
in der heutigen Zeit noch bedeutsamer ist. Es geht um die moralische 
Kategorie Das tut man nicht. Es geht darum, zu zeigen, dass man sich 
seiner Verantwortung bewusst ist, dass man ein Gespür für die 
Situation und die Not der anderen hat, dass man sich als Teil des 
Ganzen begreift. Nur wer dies deutlich macht, kann auch über andere 
entscheiden. Wer anderen 30 Euro nicht zubilligen darf, kann 
anschließend nicht im Luxushotel absteigen

Pressekontakt:

Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481231
Fax: 0355/481247
lr@lr-online.de

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