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Lausitzer Rundschau: Zur Amtseinführung von Barack Obama als US-Präsident
Weltbürger aus Afrika

Cottbus (ots)

Ein paar gute Wünsche aus Berlin begleiten ihn
auch, diesen Barack Obama, der heute Geschichte schreibt. Aber 
meistens hört man in Gesprächen mit den Politikern vor allem 
Unkenrufe. Der werde seine Grenzen bald finden, könne keine Wunder 
vollbringen, heißt es da. Man warte lieber zunächst einmal ab und 
hofft gar nicht so still und heimlich darauf, dass der Machtwechsel 
in den USA bald wieder Platz macht für den Alltag des eher farblosen 
Regierens und Opponierens in deutscher Behäbigkeit. Sicher gibt es da
auch Ausnahmen. Eckart von Klaeden, der außenpolitische Sprecher der 
CDU, bis zu einem gewissen Grad auch Frank-Walter Steinmeier (SPD) 
gehören dazu. Es ist kein Zufall, dass vor allem die, die eher über 
den Tellerrand schauen, den großen geschichtlichen Einschnitt 
erkennen, der mit dem Amtsantritt Obamas einhergeht.
Denn mit ihm wird wie schon lange nicht mehr auch ein Anspruch 
sichtbar, der weit über die USA hinaus greift. Dass einer wie er sein
Land führen kann, sei eben nur in Washington möglich, sagt er. Er 
könnte auch sagen, dass einer mit afrikanischen Wurzeln zum 
mächtigsten Mann der Welt aufsteigt. Er sagt dazu nur - übrigens zum 
ersten Mal in Berlin - dass er ein Weltbürger sei. Aber das ist auch 
so ein Wort, das hier in Berlin vernünftigerweise keiner der 
Einheimischen in den Mund nehmen kann. Es mag damit zu tun haben, 
dass wir zu sehr mit uns selbst beschäftigt sind, um die ganze 
Dimension dieses Wechsels zu erkennen. Aber was Obama ausmacht, ist 
ja nicht nur der Vater aus Kenia oder die Kindheit rund um die halbe 
Welt. Zuhause wurde er von einer Koalition derer gewählt, die 
außerhalb dessen leben, was hierzulande als "Leitkultur" zum 
Kampfbegriff wurde. Seine Wähler haben die falsche Hautfarbe, die 
falsche Religion, die falschen Vorfahren. Aber sie sind zusammen eben
doch mehrheitsfähig. Dass er, der Außenseiter, von all den anderen 
Außenseitern zum Spitzenmann erkoren wurde, ist ein anderer Aspekt 
dieser großen Herausforderung, die auf Deutschland, auf Europa 
zukommt. Mit Obama mobilisiert das Land großer Möglichkeiten alles, 
was es an Kreativität und an Wissen zu bewegen weiß. Wer das 
kleinreden will, soll mal nachschauen, womit die Deutschen Musik 
hören, welche Filme sie genießen und mit welchem Betriebssystem sich 
ihre Computer herumschlagen. Ein Blick in die Liste der Nobelpreise 
der vergangenen Jahrzehnte wäre auch noch hilfreich. Sie haben schon 
mal einen Mann auf den Mond gebracht, die Amis - auch wenn es heute 
manchem schwer fällt, das seinen Kindern nahezubringen. Jetzt bringen
sie einen Mann ins Weiße Haus, dessen Vorfahren aus der Weltregion 
stammen, in der die Wiege der Menschheit stand und wo der homo 
sapiens den aufrechten Gang erprobte. Man kann die Unkenrufe in 
Berlin auch als dumpfe Vorahnung dessen verstehen, was uns drohen 
könnte - eine Führungsmacht des Westens, die tatsächlich aufrecht und
vorangehen kann.

Pressekontakt:

Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481231
Fax: 0355/481247
lr@lr-online.de

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