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WAZ: Rettungspaket - Bitte keine Erleichterung. Kommentar von Thomas Wels

Essen (ots)

Die Börsen halten, ja, sie jubilieren sogar. Ob die
Erleichterung für mehr als ein paar Tage reicht, bleibt abzuwarten. 
Überhaupt: Erleichterung wäre völlig fehl am Platze. Nicht nur, weil 
der Steuerzahler die Rechnung über die 500 Milliarden Euro früher 
oder später auf den Tisch bekommt, sondern auch, weil der Schrecken 
über das Versagen erst allmählich an die Oberfläche dringt.
Es ist allzu einfach, bösen und gierigen Bankern den 
Scherbenhaufen vor die Tür zu kippen. Im großen Kasino der 
Möglichkeiten haben allzu viele mitgespielt. Was ist mit den 
verwegenen Kämmerern, die Wetten auf Zinsen eingingen, in der 
Hoffnung, so die Schuldenlast zu reduzieren? Oder denen, die 
Straßenbahnen und Kanäle US-Investoren übertrugen, das kommunale 
Vermögen zurückmieteten und sich über zig Millionen freuten - als 
wäre so etwas ein normales Geschäft? Inzwischen sind die Ärmelschoner
in Bochumer oder Gelsenkirchener Rathäusern durchgeschwitzt. Straßen 
haben Löcher, Schulen sind marode - und die Finanzkrise entlarvt die 
Geschäfte als das, was sie immer waren: Voodoo - unseriös, 
unverständlich, aber verlockend.
Die Gier, die Jahrtausende alte menschliche Abart, führt immer 
wieder ins Verderben. Schon 1998 musste der erste US-Fonds gerettet 
werden, der Renditen von 30 bis 40 Prozent versprach. Nichts hat man 
daraus gelernt. Und auch Normalmenschen - wer zwingt sie denn zu 
glauben, man könne ohne Arbeit und Eigenmittel über Kreditaufnahme 
und Hausbau reich werden? Dabei ist es so einfach: Jeder Gewinn muss 
erarbeitet werden durch echte, ehrliche Leistung. Mal sehen, wie 
lange diese Lektion hält.

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Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-2727
zentralredaktion@waz.de

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