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Lausitzer Rundschau: Speicherchiphersteller Qimonda ist pleite
Schmerzliche Lehren

Cottbus (ots)

Zu Weihnachten sah alles noch so schön aus für
Qimonda. Sachsen, Portugal und das Münchener Mutterhaus Infineon 
wollten zur Stützung des torkelnden Dresdner Chipriesen ein Korsett 
von 325 Millionen Euro einziehen, die Branche atmete auf. Doch seit 
gestern ist der Traum von der Rettung Tausender Jobs ausgeträumt.
Qimonda ist pleite, die Zukunft des Unternehmens düster. Leidtragende
sind zuallererst die Beschäftigten und ihre Familien. Die Schuld für 
das Desaster dem Versagen einzelner Akteure zu geben, wie das nun 
reflexhaft geschieht, greift jedoch zu kurz - auch wenn die 
Unternehmensführungen zuletzt eher durch Geheimniskrämerei und immer 
neue, teils dreiste Forderungen aufgefallen sind.
Als Produktionsstätte von Speicherchips war Qimonda in den Sog der 
immer weiter abstürzenden Preise geraten. Der Konzern befand und 
befindet sich im Schraubstock der hoch subventionierten Konkurrenz 
mit Asien und Amerika. Die weltweite Wirtschaftskrise und die 
desolate Lage der Banken tragen ihr Übriges zur Misere bei - wie bei 
anderen Anbietern übrigens auch: AMD konnte in Dresden nur überleben,
weil ein arabischer Investor das Ruder übernahm.
Infineon steckt tief in den roten Zahlen. Entlassungen und Kurzarbeit
sind derzeit in der Chipindustrie an der Tagesordnung. Europa wird 
sich - wie etwa in der Luft- und Raumfahrt auch - entscheiden müssen,
ob es auf Eigenständigkeit Wert legt und den aberwitzigen Wettlauf in
der sensiblen Mikroelektronik-Branche fortführt. Oder ob es die 
Chipherstellung den international agierenden High-Tech-Konzernen auf 
anderen Erdteilen überlässt.
Gegenwärtig sieht es eher so aus, als ob Dresden zwar als kleine 
feine Denkfabrik der Halbleiter-Industrie eine Zukunft hat, nicht 
aber als großer Produktionsstandort in der Massenfertigung. Auch 
Qimonda soll einen enormen technologischen Vorsprung haben. Genutzt 
hat es dem Unternehmen nichts. Nun droht ein Dominoeffekt, der das 
ganze Musterland Sachsen schwer in Mitleidenschaft ziehen und 
Zigtausende Jobs kosten kann.
Der Fall Qimonda zeigt, dass es richtig ist, auf den Kauf staatlicher
Anteile an einem schlingernden Unternehmen zu verzichten. Der 
Freistaat Sachsen wird in Zukunft gut beraten sein, sich nicht nur an
einigen wenigen strahlenden Leuchttürmen zu orientieren. Wie groß die
Gefahr ist, dass die hellen Lichter einmal ausgehen, führt Qimonda 
schmerzlich vor Augen.

Pressekontakt:

Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481231
Fax: 0355/481247
lr@lr-online.de

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