Lausitzer Rundschau: Blick auf die DDR 20 Jahre nach der friedlichen Revolution Generationenwechsel
Cottbus (ots)
Dieses Jahr wird ein Jahr der Erinnerungen. 20 Jahre sind vergangen, seit die DDR durch aufbegehrende Bürger immer mehr ins Schlingern geriet und ihr Ende mit dem Fall der Mauer im November 1989 besiegelt wurde. Davor lag eine ganze Kette historisch bedeutsamer Ereignisse. Erstmals wurde die Fälschung von Wahlen in der DDR von Oppositionsgruppen dokumentiert. Flüchtlingsströmen über Ungarn und die damalige Tschecheslowakei folgten die ersten Demonstrationen, die noch brutal niedergeknüppelt wurden. Wenige Tage vor dem Mauerfall stand dann eine halbe Million Menschen auf dem Berliner Alexanderplatz, um sich nicht länger entmündigen zu lassen. Zwei Monate später hatte die Staatssicherheit mit dem Sturm auf ihre Zentrale endgültig ihre Macht und ihren Schrecken verloren. Das alles verblasste in den folgenden Jahren. Je länger das Ende der DDR zurücklag und die Probleme der deutschen Einheit wuchsen, um so weicher wurde das Bild der untergegangenen ostdeutschen Diktatur in vielen Debatten gezeichnet. Schulen stellten sich der Auseinandersetzung mit der DDR-Geschichte nur in geringem Umfang. An vielen häuslichen Küchentischen wurde dazu geschwiegen oder ein verklärtes Bild des untergegangenen Staates vermittelt. Inzwischen ist jedoch eine junge Generation herangewachsen, für die die DDR wirklich nur noch Geschichte ist. Geboren nach dem Mauerfall, blicken sie mit neuem Interesse und unbefangen auf die Vergangenheit. Das zeigt die Begegnung ehemaliger DDR-Bürgerrechtler mit Zivildienstleistenden in Schleife, und es sind ähnlich wie nach dem Zweiten Weltkrieg Zeitzeugen, von denen dabei eine hohe Glaubwürdigkeit ausgeht. Dabei geht es nicht nur um Vergangenheit. Was sind elementare Bürgerrechte, um die es sich zu kämpfen lohnt? Rechtfertigt ein großer Gesellschaftsentwurf Unterdrückung? Warum leben pluralistische Gesellschaften von der Bereitschaft ihrer Bürger, sich einzumischen? Das alles sind aktuelle Fragen, die junge Menschen beschäftigen. Und wer ehemalige DDR-Oppositionelle fragt, warum sie Ausgrenzung und Haft für ihre Überzeugungen auf sich genommen haben, der wird sich bestimmt auch selbst die Frage stellen, wieviel er bereit ist, heute für die Verteidigung seiner Bürgerrechte zu leisten. Je mehr demokratisches Bewusstsein bei der jungen Generation herrscht, um so weniger wird sie bereit sein, die DDR-Diktatur in einem beschönigenden Licht zu sehen. Begegnungen wie die in der Zivildienstschule Schleife sollten deshalb viele Nachahmer finden. Wann, wenn nicht jetzt.
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