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Lausitzer Rundschau: Zehn Jahre flexible Schuleingangsphase in Brandenburg: Gefährdetes Erfolgsmodell

Cottbus (ots)

Flex - diese vier Buchstaben haben einen guten
Klang. Flex ist heute fast so etwas wie eine Erfolgsmarke in der 
Bildungsbranche, ein Exportschlager des brandenburgischen 
Bildungsministeriums. Denn hinter dem Kürzel verbirgt sich die 
moderne Unterrichtsmethode des flexiblen jahrgangsübergreifenden 
Unterrichts in der Grundschule. Sie hat unbestreitbar und 
wissenschaftlich belegbar gute Ergebnisse hervorgebracht. 
Flex-Grundschulen müssen weniger Schüler zurückstellen als reguläre 
Schulen. Sie entlassen weniger Kinder auf eine Förderschule. Begabte 
Schüler können die Grundschulzeit dank der Flex-Klassen schneller 
durchlaufen und ein Jahr einsparen. Alle Jungen und Mädchen erwerben 
mehr soziale Kompetenz, weil die gegenseitige Hilfe unter Schülern 
Teil des neuen Prinzips war. Die oft - und oft zu Recht - als 
unbeständig und inkonsequent kritisierte brandenburgische 
Bildungspolitik hat mit Flex einen ihrer größten Vorzeige-Erfolge 
hervorgebracht. Lehrerinnen aus der Lausitz haben daran großen 
Anteil, weil sie den jahrgangsübergreifenden Unterricht vor zehn 
Jahren mit viel Idealismus und Engagement ausprobiert haben - auch 
gegen den Willen konservativer Eltern und in der Routine des 
Frontal-Unterrichts erstarrter Kollegen. Umso bitterer wäre es, wenn 
der gute Flex-Ruf beschädigt werden würde. Erste Risse im Lack 
zeigten sich jedoch, als eine Cottbuser Grundschule die 
Unterrichtsform vergangenes Jahr wieder aufgab, weil die zusätzlichen
Stunden für das aufwendige Lernverfahren heruntergesetzt wurden. Die 
Reaktionen anderer Schulleiter darauf schwankten zwischen Zustimmung 
und Unverständnis. Hilfreich an der Weigerung der Cottbuser Schule, 
Flex auch mit schlechterer personeller Ausstattung fortzusetzen, war 
in jedem Fall der Warnschuss-Effekt. Der mit dem Flex-Erfolg gereifte
Plan, den jahrgangsgemischten Unterricht verpflichtend an allen 
staatlichen Grundschulen in Brandenburg einzuführen, wurde per 
Koalitionsbeschluss verworfen. Das war insofern zu begrüßen, als eine
Sache nur dann engagiert vertreten werden kann, wenn man von ihr auch
überzeugt ist. Das Prinzip der Freiwilligkeit muss auch bei der 
Übernahme der neuen Unterrichtsmethode gelten. Vor allem dann, wenn 
sie aufgrund von Mittelkürzungen torpediert zu werden droht. Den 
Flex-Schulen noch mehr Stunden zu kürzen, das machte das Cottbuser 
Beispiel mehr als deutlich, ist nicht mehr drin. Dann wäre es schon 
besser den vorhandenen rund 170 Flex-Schulen den jetzt gewährten 
Stunden-Zuschuss auch für die Zukunft zuzusichern.

Pressekontakt:

Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481231
Fax: 0355/481247
lr@lr-online.de

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