Lausitzer Rundschau: Mastkälbchen der Sportpolitik Tour-Sieger Alberto Contador weist Doping-Vorwurf zurück
Cottbus (ots)
Nichts hatte er gesagt am vorletzten Tag der Tour de France, einfach geschwiegen auf die Frage, wie wichtig es ihm sei, eine "saubere" Tour gewonnen zu haben. Ein Schweigen, das viel mehr aussagt als ein Interview, das von Alberto Contador am Mittwoch zu lesen war. Dort verkündete der Spanier: "Die Doping-Fälle sind vorbei, es ist an der Zeit, den Chip zu wechseln." Tja, und was ist drauf auf dem neuen Chip? Neue Ausreden. Contador und zwei weitere spanische Radprofis stehen seit gestern unter Verdacht und der dreifache Tour-Sieger erweitert die Liste der fadenscheinigen Ausflüchte. Nach dem Zahnpasta-Komplott (Dieter Baumann), der Ecstasy-Ausrede (Jan Ullrich) oder der mysteriösen Blut-Krankheit (Claudia Pechstein) erklärt er nun: Das Clenbuterol in seinem Blut stamme aus verunreinigtem Fleisch. Ein taktischer Winkelzug, schließlich wird dieser Stoff zur Kälbermast genutzt. Dabei ist Contador vermutlich selbst ein kleines Mastkälbchen der völlig fehlgeleiteten spanischen Sportpolitik. Die schützt nämlich offensichtlich ein riesiges Dopingnetzwerk - selbst das Verfahren gegen die Branchengröße Fuentes wird wohl eingestellt. Anders ist kaum zu erklären, dass ausgerechnet der 47-Millionen-Einwohner-Staat derzeit im Sport die Vormacht hat: Die Fußball-Weltmeister, der FC Barcelona, der Tennis-Weltranglistenerste Rafael Nadal oder eben die Radprofis, die seit fünf Jahren den Tour-Sieg unter sich ausmachen - Contador begründet deren Erfolge mit einem Argument, das man selbst der 1,3-Milliarden-Menschen-Macht China nie als schlüssige Siegformel abnehmen würde: "Die Sportler werden in Spanien einfach sehr gut behandelt." Dabei hat er damit wahrscheinlich sogar recht - aber nur im doppelten Wortsinne.
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