Lausitzer Rundschau: BTU Cottbus-Senftenberg Fusionsdebatte um Lausitzer Hochschulen am Wendepunkt
Cottbus (ots)
Noch ist der Streit um die Fusion der beiden Hochschulen in der Lausitz nicht beendet. Der Protest auf der Straße für den Erhalt der BTU Cottbus neben der Hochschule (FH) Lausitz Senftenberg hat am Dienstag in Cottbus eher seinen bisherigen Höhepunkt erlebt. Doch alle Bemühungen, die rot-rote Landesregierung zum Verzicht auf eine fusionierte Lausitz-Uni zu bewegen, müssen als gescheitert angesehen werden. Vielmehr deutet alles darauf hin, dass die Fusionsdebatte einen Wendepunkt erreicht hat. Es geht nicht mehr darum, ob unter einem Dach vereint wird. Sondern nur noch darum, wie die gemeinsame Lausitz-Universität inhaltlich und materiell ausgestaltet sein soll. Für die parteilose Wissenschaftsministerin Sabine Kunst gab es daran von Anfang an nie einen Zweifel. Jetzt aber verteidigt SPD-Regierungschef Matthias Platzeck vor buhenden und pfeifenden Demonstranten diese Linie und fügt hinzu, dass irgendwann politisch entschieden werden muss - auch gegen Widerstände. Dieses Signal kann in der Lausitz und auch an der BTU nicht überhört werden. Die rot-rote Koalition hat sich nach den Hochschul-Gutachten für Brandenburg und speziell für die Lausitz klar positioniert. Weder offene Briefe noch Konzepte für eine künftige Zusammenarbeit von BTU und HSL, die im Übrigen zehn Jahre lang von Potsdam angemahnt worden waren, haben an dieser Auffassung rütteln können. Hinzu kommt, dass Buttler wie Emmermann - die mit ihren Kommissionen die Hochschulen im Land unter die Lupe genommen hatten - die Zukunftsfähigkeit von zwei Hochschulen im demografisch hart betroffenen Landessüden und zwischen den Konkurrenzstandorten Berlin und Dresden stark in Zweifel gezogen haben. Das kann und darf verantwortungsvolle Politik nicht ignorieren. Zugleich haben die Experten erhebliche Steigerungspotenziale ausgemacht, die es zu erschließen gilt. Zugegeben: Die Wissenschaftsministerin hat mit ihrer Idee von einer zunächst Energie-Universität Lausitz genannten fusionierten Hochschule gleich zum Auftakt viel Porzellan zerschlagen. Statt Cottbus und Senftenberg von Beginn an in den Vereinigungsprozess einzubinden, das Für und Wider klar zu benennen und einen Fahrplan vorzulegen, sah sich Sabine Kunst urplötzlich in die Rolle des Potsdamer Buhmanns versetzt. Aus der sie bis heute nicht herausgekommen ist. Sie hat öffentlich auch nicht die Hand für einen ergebnisoffenen Dialog gereicht. Dafür aber einen Lausitz-Beauftragten vorgeschickt, der trotz 42 000 Unterschriften für die Volksinitiative "Hochschulen erhalten!" nie mehr eine Diskussion über das Ob einer Fusion aufkommen ließ. In dieser verzwickten Gemengelage hat der Cottbuser Oberbürgermeister Frank Szymanski noch am ehesten kühlen Kopf bewahrt. Ja, er war Fusionsgegner. Der erfahrene SPD-Politiker, langjährig Minister unter Platzeck, hatte im Gegensatz zur BTU aber einen Plan B in der Schublade. Und der musste zur Anwendung kommen, als deutlich wurde, dass Plan A zur Verhinderung einer Fusion nicht aufgehen würde. Dafür muss sich Szymanski jetzt zwar als Umfaller und Hütchenspieler beschimpfen lassen. Doch dieser Abtrünnige hat dem Land Zugeständnisse abgerungen, die ansonsten wohl unter die Räder gekommen wären: bessere Finanzausstattung für eine gemeinsame Uni, Erhalt aller Standorte, aller Professoren- und Mitarbeiterstellen, Erweiterung des Studienspektrums sowie Fünf-Jahres-Budget für alle Hochschulen im Land. Und der Cottbuser OB ist noch nicht am Ende der Verhandlungen mit Sabine Kunst angekommen - für eine kaum noch zu verhindernde BTU Cottbus-Senftenberg.
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