Sachsens neue Bürgerlichkeit - zum Regierungsbündnis in Corona-Zeiten
Lausitzer Rundschau Cottbus (ots)
Meißen wird gern als die Wiege Sachsens bezeichnet. Aktuell hat der Kreis rund um die alte Bischofsstadt an der Elbe einen traurigen Rekord zu vermelden. Mit 2328,1 führt er die Inzidenz-Statistik an, dicht gefolgt vom benachbarten Mittelsachsen mit 2099,4. Das sind erschreckend hohe Zahlen, für die es einen Hauptgrund gibt: In Sachsen finden radikale Corona-Leugner, Impfgegner und Rechtspopulisten auffällig viel Zustimmung in der Bevölkerung. Dem stellen muss sich ausgerechnet eine Kenia-Koalition aus CDU, SPD und Grünen.
Sachsens Regierungsbündnis hat sich in zwei Jahren als keineswegs so fragil erwiesen wie befürchtet. Klimafragen haben es nicht zerrissen. Auch das Gendern sorgte nicht für Verwerfungen jenseits gelegentlicher Witzeleien. Das Bündnis der CDU mit Sozialdemokraten und Grünen steht für eine neue Bürgerlichkeit. Die hat ihre Wurzeln nicht mehr im stramm Konservativen und stur Wirtschaftsliberalen der frühen Wendezeit, das Umweltschutz für Quatsch hielt und alles Rote für vaterlandsfeindlich.
Sachsens neues bürgerliches Bündnis wurde gestählt im Kampf gegen Corona. Jede der drei Parteien hat in ihren eigenen Milieus Widerstände abbauen müssen. Die Koalitionäre eint die Notwendigkeit, gegen Populismus anzugehen, der sich als Retter der Entrechteten geriert und nur allzu gern geglaubt wird. Die Aufgabe ist schwer und lief angesichts der Inzidenzzahlen bislang nicht sehr erfolgreich. Aber gelingen kann sie am ehesten einem Bündnis, das so breite Schichten vereint wie Schwarz-Rot-Grün.
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