Lausitzer Rundschau: Die Lausitzer Rundschau, Cottbus, zum Streit um den Emissionshandel: Verteilungskämpfe
Cottbus (ots)
Keiner führt den Segen des Marktes überzeugter im Munde als die Wirtschaft selbst. Wie wichtig aber die Ausgangsbedingungen für das Marktergebnis sind, geht in den Lobreden der stets gut positionierten deutschen Industrie gerne unter. Beim Emissionshandel ist das anders. Da hier ein Markt aus dem Nichts geschaffen wird, existieren keine gewachsenen Privilegien. Auch die ansonsten so potenten Wirtschaftsverbände funktionieren nur bedingt. Einig sind sich die Unternehmen vielleicht darin, möglichst viele Zertifikate ins Spiel zu holen. Bei der letztlichen Verteilung aber kämpft jeder für sich. Dass die Nervosität gerade bei Vattenfall groß ist, ist verständlich. Die Konkurrenten von Eon und RWE verfügen über deutlich bessere politische Seilschaften. Dennoch empfiehlt es sich auch für die neue Familie um die frühere Veag und Laubag, die Kirche im Dorf zu lassen. Die Braunkohle, so betont es Vattenfall immer wieder selbst, ist mit Abstand der wirtschaftlichste Energieträger, der zudem, anders als Gas, heimisch und in der Verfügbarkeit und bei den Kosten langfristig kalkulierbar ist. Sollte Erdgas einzig durch den Emissionshandel all das wettmachen, müsste der Preis für das Emissionszertifikat Preisdimensionen erreichen, mit denen niemand rechnet. Vattenfalls bisherige Verdienste für den Klimaschutz verdienen ebenso eine gewisse Relativierung. Richtig ist, dass die ostdeutsche Braunkohlewirtschaft mit ihren Milliardeninvestitionen erheblich zum Erreichen des deutschen Klimaschutzzieles beiträgt. Diese Nachwende- Geschichte war aber alternativlos. Weder wäre es genehmigungsrechtlich möglich noch wirtschaftlich erforderlich gewesen, den alten Kraftwerkspark weiterlaufen zu lassen. Zudem gehört ein großer Teil dieses Verdienstes der ostdeutschen Bevölkerung. Sie hat zumindest bis zur Liberalisierung des Energiemarktes die Investitionen über höhere Strompreise finanziert. In einem Punkt muss Vattenfall uneingeschränkt Recht gegeben werden. Ihre hochmodernen Kohlekraftwerke stellen das technische Optimum dar. Für diese Anlagen in den kommenden Jahren Zertifikate zukaufen zu müssen, wäre eine unerträgliche Härte.
ots-Originaltext: Lausitzer Rundschau
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