Lausitzer Rundschau: Die LAUSITZER RUNDSCHAU Cottbus zu 60 Jahre D-Day
Cottbus (ots)
Am Sonntag treffen sich 17 Staats- und Regierungschefs in der Normandie, um des 60. Jahrestages der Landung der Alliierten im Zweiten Weltkrieg zu gedenken. Ein Tag, den Winston Churchill als den Höhepunkt des Zweiten Weltkrieges bezeichnete. 20 000 Soldaten auf beiden Seiten kamen bei der Operation Overlord ums Leben. Auch Deutschland, damaliger Kriegsverlierer, ist bei den Feierlichkeiten dabei und wird von seinem Kanzler vertreten - als Verbündeter und gleich berechtigter Partner. Doch hinter dem Protokoll hat sich lange Zeit manch Unaufgearbeitetes verborgen. Dass der D-Day ein Akt der Befreiung war, wollte man viele Jahre in Deutschland nicht wahrhaben. Eine ehrliche, persönlich erforderliche Auseinandersetzung mit der Geschichte hätte eine kritische Distanz zur eigenen Biografie und zu den Fehlern, die darin vorkommen, zur Folge gehabt. Die innere kritische Befragung fand lange nicht statt. Im Westen nicht und auch nicht im Osten, wo die DDR einen selbstverordneten Antifaschismus plakatierte. Die Frankfurter Psychoanalytikerin, Margarete Mitscherlich nannte diese gesamtdeutsche Art von Verdrängung Die Unfähigkeit zu trauern. Dass die Deutschen heute, 60 Jahre später, zu den friedliebenden Völkern gehören, ist jedoch ein positives Ergebnis eines lang anhaltenden Denkprozesses, der auch durch die Wiedervereinigung beflügelt wurde. Der D-Day war sicher ein entscheidender Tag im Kampf gegen Hitler- Deutschland. Leicht rückt aber bei allen Feierlichkeiten in den Hintergrund, dass sich die Wende des Zweiten Weltkrieges schon 1942 in Stalingrad abzeichnete. Die meisten Opfer brachte dabei das russische Volk. Dass der russische Präsident am Sonntag mit dabei ist, soll mehr als eine höfliche Geste sein. Erinnerungsfeiern haben den Vorteil, dass man von ihnen lernen kann. Denn das Bekenntnis zur Wahrheit kann auch eine Charakterstärke sein. Die Botschaft ist: Nur wer im eigenen Leid auch das Leid des Anderen sieht, wird künftig keine Kriege führen wollen.
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