Lausitzer Rundschau: Außenminister stürzt in Wählergunst ab
Fischer am Kanthaken
Cottbus (ots)
Zwölf Wochen vor der wichtigen Wahl in Nordrhein-Westfalen steht Rot- Grün plötzlich mit dem Rücken an der Wand. Dabei hatte es im Dezember und Januar nach Aussagen von Meinungsforschern für die Regierungskoalition in Düsseldorf nach Jahren tiefer Düsternis schon wieder recht gut ausgesehen. Fortsetzung könnte folgen so übereinstimmend die Umfrage-Erkenntnis mit Blick auf SPD- Ministerpräsident Peer Steinbrück. Ein oft zaudernder CDU-Oppositionschef Jürgen Rüttgers, mit meist fahriger Argumentation und stets fahlem Gesicht, vermochte schwerlich, die Wähler zwischen Rhein und Weser in Scharen für einen Machtwechsel zu Schwarz-Gelb zu begeistern. Über Nacht ist die Lage anders geworden. Sozialdemokraten und Grüne stehen aufgrund der Fischer-Affäre und der horrend hohen Arbeitslosenzahlen buchstäblich im Regen, werden unbarmherzig und sehr geschickt vom politischen Gegner attackiert. Die CDU fühlt sich obendrein durch das Wahlergebnis in Schleswig- Holstein beflügelt. Bekanntlich ist nicht erfolgreicher als der Erfolg. Der grüne Gottvater Fischer hängt für jedermann sichtbar am Kanthaken. Die Chefankläger der Nation, als die sich die Grünen stets gerne gebärdeten, sie sind in ihrem Innersten getroffen. Und Fischer macht Tag für Tag die gleichen Fehler, die auch gewöhnliche Politiker am liebsten machen: Er versucht auszusitzen, die Schuld in der Visa-Affäre vor allem auch anderen in die Schuhe zu schieben, sogar der Regierung Helmut Kohl, die 1998 abgewählt wurde. Seitdem ist aber Fischer für die deutsche Außenpolitik verantwortlich, damit auch für die Visa-Politik. Und wer stets für sich und seine Partei die Messlatte der Moral außerordentlich hoch gelegt hat, gerät mit einer scheibchenweisen Aufklärung schnell in den Strudel der Unglaubwürdigkeit. Bis zur politischen Dauerbeschädigung ist es dann nicht weit. Das betrifft nicht nur den Außenminister, es trifft auf die grüne Partei insgesamt zu, die ja vor allem vom Image der Moral lebt. Nordrhein-Westfalens SPD-Landeschef Harald Schartau hat seinen Frust hinausgerufen: Fischer sei bislang in der Visa-Affäre in einer Weise aufgetreten, die alles andere als überzeugend sei. Hinter dieser galligen Analyse steckt Furcht. Lange hatten die Medien den Außenminister verzärtelt. Der grüne Polit-Gott dankte es ihnen mit wachsender Abgehobenheit, ja Arroganz. Jetzt kriegt er die Quittung. Die Schonzeit ist vorbei.
ots-Originaltext: Lausitzer Rundschau
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