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Lausitzer Rundschau: zu: Ariel Scharon schwer erkrankt

Cottbus (ots)

Er war einmal der Inbegriff des tollkühnen,
unerbittlichen Kriegers. Er war bereit, jedes Risiko auf sich zu
nehmen. Er war der Mann der Provokation. Und doch verkörpert er
jetzt, wo er mit dem Tode ringt, den schwachen Hoffnungsschimmer für
das blutgetränkte Land, das drei große Religionen für heilig halten.
Und mit seinem letzten großen Kampf wächst die Angst vor der Lücke,
die er hinterlassen wird. Dabei hat Ariel Scharon Zeit seines Lebens
immer nur eines im Kopf gehabt: seinen, den Staat der Juden stark zu
machen. Unerbittlich war er in seinem Kampf dafür, dass Israel
unbesiegbar bleibt. Nur war diese ihm eigene Sturheit kein blindes
Unterfangen. Als die Situation ausweglos schien, hat er zum Rückzug
geblasen, um wieder handlungsfähig zu werden. Alles, was den von
Widersprüchen zerrissenen Judenstaat ausmacht, findet sich in ihm
wieder – im Guten wie im Schlechten. Dazu gehört seine Verachtung für
die Politik der arabischen Umwelt, seine Mitleidlosigkeit angesichts
des Schicksals seiner Feinde. Dazu gehört aber auch jener Rest an
Vernunft, der der Leidenschaft und auch der gnadenlosen Härte Grenzen
setzt. Denn für Israel gibt es keinen endgültigen Sieg, so wenig, wie
sich das kleine Land auch nur eine einzige Niederlage leisten kann.
Deswegen hat sich Scharon dann auch von den Scharfmachern aus dem
eigenen Lager verabschiedet, die dies nicht verstanden. Scharon ist,
wie so viele der großen Krieger unter dem Davidstern zum Friedensmann
geworden – wie vor ihm schon Rabin, der einmal sein Befehlshaber
gewesen war. Auch ohne Scharon wird die Hoffnung auf den Frieden
nicht sterben. Dafür ist das Leben dieses Kriegers der beste Beweis.
Israel ist, das hat er nach so vielen Irr- und Umwegen erkannt, zum
Frieden verurteilt. Und diese Erfahrung teilt er mit einer
ausreichenden Mehrheit der Menschen in dem Lande. Zu befürchten ist
allerdings, dass es wieder einige Zeit brauchen wird, bis sich diese
Erkenntnis so klar und deutlich durchsetzt wie bei Ariel Scharon.
ots-Originaltext: Lausitzer Rundschau

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