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Lausitzer Rundschau: zu: Zum Einstand des neuen Fußball-Bundestrainers

Cottbus (ots)

Was für ein Klassenunterschied. Mit drei Toren
Differenz wurde das Team der Gäste vom Platz gefegt - und, seien wir 
ehrlich, es hätten leicht fünf oder sechs sein können. Nein, die Rede
ist hier nicht vom 3:0-Erfolg der deutschen Nationalelf am Mittwoch 
über Schweden. Sondern von der 1:4-Pleite, die unsere Auswahl am 1. 
März in Florenz gegen Italien einstecken musste. Weniger als ein 
halbes Jahr ist das her. Jürgen Klinsmanns Konzept galt danach in den
Augen nahezu aller Experten als vollständig gescheitert, der 
Boulevard höhnte über "Grinsi-Klinsi" und hinter den Kulissen wurde 
offen über eine Ablösung des Wahl-Amerikaners als Bundestrainer 
geredet, falls der nächste Test gegen die USA ebenfalls schiefgehen 
sollte. Bekanntermaßen kam es anders. Aber Klinsmann-Nachfolger 
Joachim Löw sollte - wenn er sich jetzt zu Recht über seinen 
gelungenen Einstand als Bundestrainer freut - im Hinterkopf behalten,
wie schnell es im Fußball gehen kann. Und, dass der Weg vom 
Totalversager zum Nationalhelden auch in der Gegenrichtung 
funktioniert.
Löw wird selbst klar sein, dass der Test gegen eine 
verletzungsgeschwächte schwedische B-Mannschaft keine echte 
Bewährungsprobe sein konnte. Die wird aber mit Sicherheit noch kommen
- wenn die WM-Euphorie verflogen ist und es erste Rückschläge gibt. 
Erst dann wird sich zeigen, ob Löw der würdige Nachfolger Jürgen 
Klinsmanns ist. Dessen bemerkenswerteste Leistung bestand ja darin, 
dass er an seinem als richtig erkannten Konzept auch in Zeiten 
massivsten Widerstands festhielt. Und nicht dem Druck der 
Boulevardmedien nachgab, wie es etwa 1998 Berti Vogts getan hatte, 
als er den 37-jährigen Lothar Matthäus entgegen der eigenen 
Überzeugung mit zur Weltmeisterschaft nach Frankreich nahm. 
Klinsmanns Weg, den Jungen eine Chance zu geben, war insofern nicht 
nur "kein leichter Weg", wie Xavier Naidoo singt, sondern ein extrem 
risikoreicher - denn junge Spieler machen bei aller Begeisterung eben
Fehler, die älteren nicht unterlaufen.
 Jahrzehntelang ist der deutsche Fußball, in der Nationalelf ebenso 
wie in der Liga, den Weg des geringsten Risikos gegangen und hat sich
im Zweifelsfall für die größere Erfahrung entschieden. Klinsmann hat 
das in fast revolutionärer Weise geändert. Doch Historiker wissen: 
Der Revolution folgt oft die Konterrevolution. Sie zu verhindern, ist
jetzt Aufgabe von Joachim Löw.

Rückfragen bitte an:

Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481231
Fax: 0355/481247
lr@lr-online.de

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