Lausitzer Rundschau: Zur Diskussion um die Einführung eines bundesweiten Mindestlohns: Von der Hände Arbeit leben
Cottbus (ots)
Willkommen im Niedriglohnland Lausitz. Knapp ein Drittel der Menschen in der Region kann von seinem Einkommen nicht leben. Die Betroffenen sind auf Zuschüsse des Staates angewiesen. Arbeitsplätze sind knapp, die Angst, den Job zu verlieren, dafür umso größer. Aus diesem Grund akzeptiert mancher Nullrunden oder verzichtet gar auf Teile seines Gehalts. Arbeiten um jeden Preis - das ist in vielen Branchen der Region seit Jahren Alltag. Besonders bitter stößt da das Ergebnis einer Studie der Hans-Böckler-Stiftung auf, das mit dem Vorurteil aufräumt, dass der Niedriglohnsektor ein Sammelbecken gering Qualifizierter sei, denen es an Produktivität mangelt. Tatsächlich haben nämlich zwei von drei Geringverdienern eine Berufsausbildung oder gar einen Studienabschluss in der Tasche. In dieses Bild passt auch eine kürzlich veröffentlichte Untersuchung des MDR. Sie belegt, dass Ostdeutsche im Vergleich mit dem Westen oftmals unter ihrer Produktivität bezahlt werden. Die Gewerkschaften sehen dieses Dilemma schon lange und fordern deshalb einen Mindestlohn von 7,50 Euro. Sie haben ihrerseits aber mehr als 400 Tarifverträge abgeschlossen, die unter sechs Euro vorsehen. Das Prinzip, gleicher Lohn für gleiche Arbeit, ist damit schon lange ausgehebelt. Wer aber auch in Zukunft in der Lausitz qualifizierte Fachkräfte haben will, muss sie besser als heute bezahlen. Das ist eine Tatsache, an der die Unternehmen nicht vorbeikommen werden - insbesondere vor dem Hintergrund des demografischen Abwärtstrends und dem damit einhergehenden Fachkräftemangel. Ziel muss es sein, dass die Menschen von ihrer Hände Arbeit leben können - ob nun mit oder ohne Mindestlohn.
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