Lausitzer Rundschau: Türkei lenkt offenbar im Zypern-Streit ein In letzter Minute
Cottbus (ots)
Niemand mehr in Europa wollte glauben, dass die Türken im Dauerstreit um Zypern doch noch nachgeben. Am wenigsten die finnischen EU-Regisseure, die von Ankara über Wochen an der Nase herumgeführt wurden. In wahrlich letzter Minute hat die Erdogan-Regierung Kompromissbereitschaft signalisiert. Ob die nur byzantinische Rhetorik ist oder wirklich trägt, muss sich jetzt erweisen. Jedenfalls hat die Drohkulisse, die sich quer durch Kontinentaleuropa aufbaute, Wirkung gezeigt. Die von Merkel orchestrierte Botschaft, in die auch Paris und Warschau einstimmten, ist angekommen. Wer wie Ankara Verträge nicht einhält, hat ausgespielt. Natürlich muss die Türkei das Zollabkommen für alle zehn neuen EU-Mitglieder umsetzen und zwar ohne Ausnahme. Es geht nicht an, dass das Land einer Union beitreten möchte, aber einem Mitgliedsland die diplomatische Anerkennung verweigert. Wer gegenüber der Türkei fair sein möchte, muss aber auch eingestehen, dass es falsch war, Zypern vorschnell in die EU zu holen. Mit der Insel hat sich die Union einen Dauerkonflikt eingehandelt, für dessen Lösung die griechisch-zypriotische Seite seit dem Beitritt keinen Finger mehr rührt. Wo sind die Versprechen, sich für eine Wiedervereinigung einzusetzen? Wo die Lösungsansätze nach dem zurückgewiesenen Annan-Plan, mit denen auch die türkische Bevölkerung integriert werden könnte? Die Tatsache, dass der griechische Teil der Insel alle Vorzüge der EU-Mitgliedschaft genießt, während der türkische Norden in ärmlicher Isolation verharrt, verspricht nichts Gutes.
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