Mitteldeutsche Zeitung: zu Ausbruch 1. Weltkrieg
Halle (ots)
Aber das Erbe des Ersten Weltkriegs ist leider größer, und nicht überall sind aus Gegnern Partner geworden. Gleich zwei Krisenherde, die uns in diesen Tagen in Atem halten, sind auf das damalige Auseinanderbrechen zweier Großreiche rund um das Mittelmeer zurückzuführen: Da ist zum einen der Konflikt um die Ukraine. Er schürt Ängste vor einer Rückkehr des Krieges an und vielleicht sogar um die Grenzen der EU mit Russland. Das Ende der habsburgischen Doppelmonarchie Österreich-Ungarn nach 1918 hatte zunächst ein Macht-vakuum auf dem Balkan und in Südosteuropa hinterlassen, das neue, aber mitnichten immer stabile Staaten auf der Landkarte entstehen ließ. Starke nationale Minderheiten in fast allen Staaten sorgen bis heute für Unruhe. Immer wieder gärt es, werden selbst Grenzen zumindest in Frage gestellt. Zum anderen sind da die Kämpfe zwischen Schiiten und Sunniten im Nahen Osten - nicht nur im Irak. Dazu der Krieg zwischen Israel und der radikal-islamischen Hamas. Nach dem Zerfall des türkischen Reiches zogen Großbritannien und Frankreich im Nahen Osten die Grenzen - ohne Rücksicht auf ethnische und religiöse Zusammengehörigkeit. Sie öffneten die Büchse der Pandora, nicht ahnend, dass neue Brandherde gelegt wurden, die bis heute gefährlich auflodern. So begleitet uns der Schatten der Geschichte, der Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts, auch 100 Jahre nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Die europäischen Nationen sind längst nicht mehr in der Lage, die Welt nach ihrem Gusto zu verändern - und das ist gut so. Verantwortung für eine bessere Welt tragen sie dennoch.
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