Mitteldeutsche Zeitung: Debatte um Arbeitslosengeld I Wirtschaftsforscher uneins zu längerer Auszahlung von ALG I
Halle (ots)
Der Konjunkturforscher Gustav Horn hält den Vorstoß aus der NRW-CDU zu längerer Auszahlung des ALG I für einen Versuch, tatsächlich etwas mehr Gerechtigkeit herzustellen. Der Wissenschaftlicher Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) in der Hans-Böckler-Stiftung sagte der in Halle erscheinenden "Mitteldeutschen Zeitung" (Dienstag-Ausgabe): "Es ist schon brutal, dass Menschen nach einem Jahr Arbeitslosigkeit in Armut fallen." Horn sagte, die Verlängerung des Bezugs von Arbeitslosengeld I für Arbeitnehmer, die entsprechend länger eingezahlt haben, könnte aus den Beiträgen für die Arbeitslosenversicherung bezahlt werden. Er fügte hinzu: "Das ist möglich, weil die Bundesagentur für Arbeit Überschüsse macht." Kürzungen bei Arbeitslosen, die nicht so lange eingezahlt haben, nannte er "nicht sinnvoll".
Thomas Bauer vom Rheinisch-Westfälischen Institut für Wirtschaftsforschung warnte in dem Blatt hingegen vor einer Umsetzung der Vorschläge. Wenn die Leistungen der Arbeitslosenversicherung "versicherungsäquivalent" ausgezahlt würden, dann bedeutete dies nicht nur eine Verlängerung für langjährige Einzahler, sondern auch eine Verkürzung für diejenigen, die nicht so lange eingezahlt haben. Bauer: "Es dürfen keine zusätzlichen Kosten entstehen." Er ergänzte: "Es ist außerdem zu befürchten, dass man gerade älteren Arbeitnehmern einen Bärendienst erweist, weil Arbeitgeber dann Beschäftigungsanpassungen vor allem über die Entlassung von Älteren vornehmen."
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