Stuttgarter Zeitung: Leitartikel zu Homo-Ehe/Bundesverfassungsgericht/Ehegattensplitting: Triumph der Liberalität
Stuttgart (ots)
Es ist blamabel, dass sich der Gesetzgeber wieder einmal zwingen lassen muss, den Weg, den die Verfassung mit dem Gleichheitsprinzip vorgibt, konsequent bis zum Ende zu gehen. Die C-Parteien hätten sich dies ersparen können, zumal sich lange abgezeichnet hat, wie die Karlsruher Richter entscheiden würden.
Mit dem Urteil wurde die vorletzte Bastion im Weltbild mancher geschleift, die sich für konservativ halten. Einer kompletten Gleichstellung homosexueller Partner mit klassischen Ehepaaren steht nun lediglich noch das Adoptionsrecht entgegen. Doch was ist eigentlich konservativ an der Überzeugung, Heteropaare seien prinzipiell die besseren Eltern? Wenn schwule oder lesbische Partner einen Bund fürs Leben eingehen, so ist das nicht weniger konservativ, als wenn Mann und Frau sich dazu entschließen.
Leider gibt es zu wenige Konservative, die wie Wolfgang Schäuble so klug sind zu begreifen, dass Grundüberzeugungen nicht verwechselt werden sollten mit starren Denkschablonen. Konservative Tugenden wie Beständigkeit, Verbindlichkeit, füreinander einstehen werden nur dann Bestand haben, wenn sie sich ins 21. Jahrhundert übersetzen lassen. Die Union wäre klug beraten, keine verlorenen Schlachten schlagen zu wollen.
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