Stuttgarter Zeitung: Kommentar zu Cameron/Merkel/Juncker
Stuttgart (ots)
Ausgerechnet mit Angela Merkel, von der er sich Reform-Beistand verspricht, ist David Cameron über die Personalie Jean-Claude Juncker fatal aneinandergeraten. Und viele Verbündete hat der Brite ja nicht gerade. Jedenfalls nicht, seit er seine Konservative Partei 2009 aus der großen Fraktion der Europäischen Volkspartei in eine parlamentarische Randgruppe geführt hat, die nun, zum Ärger Merkels, um die Alternative für Deutschland aufgestockt wird. Vor diesem Hintergrund erscheinen Camerons Referendum und seine kategorische Ablehnung Junckers eine riskante Taktik. Antieuropäischer Stimmung nachzugeben schafft nur immer mehr antieuropäisches Sentiment auf der Insel. Selbst wenn man sich in der EU auf eine Alternative zu Juncker verständigte und noch mit anderen Kompromissen für London käme, wäre das für Camerons Hinterbänkler nicht genug, um sich für die EU zu erwärmen. Was will Cameron also?
Will er wirklich, wie er beteuert, sein Land in der EU halten? Bis jetzt kommt er nur als ein weiterer britischer Politiker herüber, der permanent im Clinch mit seinen europäischen Partnern liegt. Im Clinch aber lassen sich keine Kompromisse erzielen. Stattdessen gehen Allianzen zu Bruch, beginnen sich Fronten unnötig zu verschärfen. Cameron führt sein Land auf eine gefährlich abschüssige Bahn. Sich später noch als Freund der EU neu zu erfinden, wenn es ans Referendum geht, dürfte ihm nicht so leichtfallen, wie er sich das wohl einmal dachte.
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