Siemens Financial Services GmbH
Geht deutschen Firmen die Liquidität aus?
Aktuelle Studie von Siemens Financial Services beleuchtet Unternehmensfinanzierung im Länder-Vergleich
München (ots)
Deutschlands Unternehmen haben zu wenig Eigenkapital und tun sich immer schwerer, Fremdmittel zu beschaffen. Gleichzeitig kämpfen sie mit akuten Liquiditätsproblemen. Firmen in anderen Ländern stehen wesentlich besser da und sind mit ihrer Finanzierungsstrategie grundsätzlich zufrieden. Das ist das Ergebnis einer Studie der Siemens Financial Services GmbH (SFS) in Zusammenarbeit mit der Universität Augsburg. Erstmalig wurden die Bilanzen von 500 Unternehmen aus unterschiedlichen Ländern einander gegenübergestellt. Unter dem Titel "Unternehmensfinanzierung im Fokus: Entscheider in Deutschland, Frankreich, Großbritannien und USA antworten" wurden in den vier Ländern insgesamt über 500 Finanzentscheider in Unternehmen mit einem Umsatz über 50 Millionen Euro befragt. Die Studie erscheint im Rahmen der Initiative Future-Panel.
"Im Vordergrund der Finanzierungsentscheidungen stehen für die deutschen Unternehmen Liquidität und Alternativen zum Bankkredit", erläutert Dr. Herbert Lohneiß, Vorsitzender der Geschäftsführung der Siemens Financial Services GmbH. In den anderen Ländern wird Liquidität ebenfalls als wichtig eingestuft, jedoch spielt dort - anders als in Deutschland - die Ablösung der traditionellen Kreditfinanzierung kaum eine Rolle. Im Vergleich zur SFS-Studie 2002 haben die Finanzierungskosten in Deutschland erheblich an Bedeutung verloren. Aktuell werden in Deutschland auch die erhöhten Offenlegungspflichten der Unternehmen gegenüber den Banken als starke Herausforderung begriffen. "In beispielloser Deutlichkeit dokumentiert diese Studie die Besonderheiten der Unternehmensfinanzierung in Deutschland", sagt Prof. Dr. Manfred Steiner, Inhaber des Lehrstuhls für Finanz- und Bankwirtschaft der Universität Augsburg.
Aktionsfeld Fremdkapital
Konkrete Möglichkeiten, ihre Situation zu verbessern, sehen deutsche Unternehmen etwa bei der Beschaffung von Fremdkapital. So wollen zukünftig rund 50 Prozent der Befragten Leasing oder Factoring als Alternativen zum Bankkredit nutzen. Weit unterentwickelt ist in Deutschland jedoch der Blick über die Bilanz hinaus. So kann beispielsweise ein konsequentes Cash Management helfen, verborgene Liquiditätsreserven zu heben. Geeignete Versicherungslösungen können die Bilanz von einer Anzahl unternehmerischer Risiken entlasten. Hier sehen deutsche Unternehmen künftige Handlungsfelder. Gleiches gilt für die bilanzielle Behandlung der betrieblichen Altersversorgung.
Problem Eigenkapitalquote
Die Finanzierungsschwierigkeiten der deutschen Unternehmen liegen auch in der im internationalen Vergleich sehr niedrigen Eigenkapitalquote begründet. In den anderen drei Ländern liegt sie bei 50 Prozent und mehr, hierzulande dagegen durchschnittlich bei nicht einmal 30 Prozent. Nach wie vor dominieren in Deutschland die klassische Kapitaleinlage der Eigenkapital- und Bankkredite auf der Fremdkapitalseite.
Immerhin erkennen die meisten deutschen Unternehmen die veränderte Situation: Über 60 Prozent der Befragten erwarten, dass es in Zukunft schwieriger wird, ihr Geschäft zu finanzieren; ebenso viele haben vor, im nächsten Jahr neue Finanzierungsquellen zu erschließen. Dagegen glaubt die Mehrheit der Finanzentscheider aus Frankreich, Großbritannien und den USA an gleichbleibende Finanzierungsbedingungen und hält ihre eigene Finanzierung bereits für ausreichend diversifiziert.
Chancen in schweren Zeiten
Die Ergebnisse der Studie zeigen: Die meisten hierzulande befragten Unternehmen haben sich noch nicht ausreichend auf die Veränderungen der Finanzierungslandschaft eingestellt. Und das, obwohl die problematische Finanzierungsstruktur deutscher Unternehmen bereits seit langem diskutiert wird und schon heute neue Anbieter und neue Produkte der Unternehmensfinanzierung auf dem Markt sind. Auch in der Optimierung von Unternehmensstrukturen liegen Chancen: Deutsche Unternehmen sollten jetzt darüber nachdenken, Treasury und Buchhaltung stärker miteinander zu verzahnen, um den Wirkungsgrad der Finanzabteilungen zu erhöhen. Und: Wo es geht, sollten die Unternehmen ihre Abhängigkeit von der Kreditfinanzierung verringern. Dies kann in erster Linie durch einen breiteren Einsatz der Palette existierender Finanzierungsinstrumente geschehen. Es dreht sich also nicht notwendigerweise um einen Ersatz vorhandener Instrumente, sondern vor allem um eine sinnvolle Ergänzung. Insgesamt müssen sich deutsche Unternehmen aber wohl auch daran gewöhnen, ihren Kreditgebern gegenüber mehr Transparenz zu schaffen und höhere Risikoprämien zu akzeptieren. Hier weisen die Beispiele aus anderen Ländern den Weg in die Zukunft.
Erhebungsdaten zur Studie
Über 500 Finanzentscheider aus Deutschland, Frankreich, Großbritannien und den USA wurden in einem dreistufigen Verfahren befragt. Zusätzlich wurden Einzelinter-views mit mehreren Experten geführt. Alle Befragten sind in Unternehmen mit einem Umsatz über 50 Millionen Euro tätig. Die wissenschaftliche Betreuung der Studie übernahmen Professoren der Universitäten Augsburg (Deutschland), Michigan (USA), Oxford (Großbritannien) und Toulouse (Frankreich).
Die Siemens Financial Services-Gruppe bietet mit rund 1.400 Mitarbeitern und einem internationalen Netzwerk von Finanzgesellschaften unter Koordination der Siemens Financial Services GmbH, München, eine breite Palette von Finanzlösungen. Diese reicht von der Absatz- und Investitionsfinanzierung über Treasury-Services bis hin zu Fondsmanagement und Versicherungsbrokerage. Kunden der Siemens Financial Services-Gruppe sind heute vor allem weltweit operierende Industrie- und Dienstleistungsunternehmen sowie öffentliche Auftraggeber.
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