Jenseits der Schlagzeilen: Millionen Menschen in vergessenen Kriegen terrorisiert
Berlin/New York (ots)
Die internationale Hilfsorganisation Oxfam veröffentlichte heute einen Bericht "Beyond the headlines", in dem auf die vergessenen kriegerischen Konflikte der Welt aufmerksam gemacht wird. Während sich das internationale Augenmerk auf die Beendigung terroristischer Bedrohung und auf die Besetzung des Irak richtet, leiden laut Oxfam weltweit Millionen Menschen unter mehr als 40 gewaltsamen und vernachlässigten Konflikten.
Der Oxfam-Bericht ruft die Staats- und Regierungschefs der Welt dazu auf, humanitäre Unterstützung auf der Basis der Bedürftigkeit und nicht der politischen Opportunität zu gewähren. Er ruft die Regierungen ebenfalls dazu auf, unschuldige Zivilpersonen, die in Kriegsgebieten gefangen sind, entschiedener und konsequenter zu schützen.
"Die Geberländer behaupten, dass ihnen die Mittel für vernachlässigte und längerfristige Notsituationen nicht zur Verfügung stehen. Aber sie sind in der Lage, innerhalb von Wochen Milliarden für Krisen aufzubringen, die urplötzlich im politischen Rampenlicht stehen, wie z.B. der Irak," erklärte Paul Bendix von Oxfam Deutschland. "Die Menschen weltweit haben ein Recht darauf, in Würde und Sicherheit zu leben, egal, ob sie in Ländern leben, die von strategischem Interesse für die westlichen Großmächte sind oder nicht."
In der Demokratischen Republik Kongo haben in den letzten drei Jahren des Konfliktes schätzungsweise drei Millionen Menschen ihr Leben verloren.
"Von Kongo bis Kolumbien, von Liberia bis Indonesien werden weiterhin Millionen unschuldiger Zivilpersonen getötet, vergewaltigt, verwundet oder gezwungen zu fliehen," so Paul Bendix. "Den Terrorismus zu bekämpfen, ist außerordentlich wichtig, aber die internationale Gemeinschaft muss auch ihre Verpflichtungen zum Schutz der vergessenen Opfer der Welt einlösen."
In dem Bericht, dessen Veröffentlichung zum Zeitpunkt der Eröffnung der Generalversammlung der Vereinten Nationen in New York erfolgt, belegt Oxfam die Verzerrung der Hilfsleistungen hin zu derjenigen Notsituation, die sich gerade im politischen Rampenlicht befindet - dieses Jahr der Irak -, während andere Krisen, die ebenso schrecklich oder gar noch schlimmer sind, weniger Hilfe erhalten.
Während es im Irak zweifellos dringender Hilfe bedarf, sind Oxfam- Mitarbeiter/innen in Ländern wie Liberia und dem Sudan tagtäglich mit der harten Lebensrealität von Menschen konfrontiert, deren Hilfeaufrufe erschütternd geringe Resonanz finden.
In den ersten drei Monaten des Irak-Aufrufes der Vereinten Nationen für das Jahr 2003 hat die Gebergemeinschaft annähernd zwei Milliarden US-Dollar aufgebracht, entsprechend ca. 74 US-Dollar pro bedürftiger Person. Zum Vergleich: die Demokratische Republik Kongo erhielt nur 17 US-Dollar, und der Aufruf für Indonesien wird mit weniger als sieben US-Dollar pro Person unterstützt.
Im Oxfam-Bericht "Beyond the headlines. An agenda for action to protect civilians in neglected conflicts" wird gefordert:
- dass sich die internationale Gemeinschaft unter der Führung des UN-Sicherheitsrats wesentlich konsequenter und effektiver in vernachlässigten Krisen engagiert, um unschuldige Zivilpersonen zu schützen. Sie sollte diplomatischen Druck auf die Kriegsparteien ausüben, Verhandlungen um Zugang zu humanitärer Hilfe unterstützen, Waffenexporte kontrollieren und, in extremen Fällen, Truppen für UN-Friedensmissionen bereitstellen;
- dass die Regierungen und Kriegsparteien Zivilpersonen in Konfliktzonen schützen und bei militärischen Operationen die Regeln des internationalen humanitären Rechts strikt beachten;
- dass die Geberländer ihre Zusage aufrechterhalten, humanitäre Hilfe nach Bedürftigkeit und nicht nach politischer Priorität zu gewähren;
- dass Regierungen den unabhängigen, unparteiischen und zivilen Charakter der humanitären Hilfe anerkennen und bewahren.
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Ein Exemplar des Berichtes (in englischer Sprache) kann über die Geschäftsstelle von Oxfam Deutschland, Greifswalder Str. 33a, 10405 Berlin, Tel.: 030-42850621 kostenlos angefordert bzw. über www.oxfam.org herunter geladen werden.
Oxfam hat Ansprechpartner in Liberia, die über das Leben in einem Land berichten können, das von Gewaltkonflikten betroffen ist.
Kontakt über Helen Palmer im Senegal +221 865 1300 oder Jörn Kalinski 030-42850621 & 0171-8360631.
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