Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA) Institut der deutschen Wirtschaft Köln e.V.
Lohnpolitik in der EU - Weniger diszipliniert
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Köln (ots)
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Seit dem Beginn der Europäischen Währungsunion sind die nominalen Arbeitskosten der Produktivität in 14 von 15 EU-Ländern schneller davongelaufen als vorher. Auch Deutschland bildet hier keine rühmliche Ausnahme: Nachdem die Nominallöhne je Arbeitnehmer hierzulande von 1995 bis 1998 im Jahresschnitt nur um 0,4 Prozentpunkte stärker gestiegen waren als der Pro-Kopf-Output, enteilten sie in den Jahren 1999 bis 2002 durchschnittlich um knapp 1 Prozent. Das EU-weite Ende der Bescheidenheit rührt jedoch keineswegs daher, dass die Teuerung gestiegen wäre und die Gewerkschaften deswegen einen zu hohen Ausgleich verlangt hätten. Denn außer in Irland, Griechenland, Spanien und Österreich haben in allen EU-Ländern die Entgelte seit 1999 auch inflationsbereinigt kräftiger zugelegt als die Arbeitsproduktivität. Befürchtungen, mit der gemeinsamen Währung würde es zu einem Lohnsenkungswettlauf kommen, haben sich damit als unbegründet erwiesen.
Dass sich die Lohnpolitik trotz der zuletzt schwächeren Disziplin im Laufe der vergangenen zwei Jahrzehnte stärker am Produktivitätsfortschritt ausgerichtet hat, liegt unter anderem an den in mehreren Ländern geschlossenen Sozialpakten. Dort, wo die Regierung die Zusage von Arbeitgebern und Arbeitnehmern bekam, maßvolle Gehaltsabschlüsse zu tätigen, waren die Erfolge unverkennbar. In den Niederlanden etwa sind die Arbeitskosten seit dem Abkommen von Wassenaar (1982) im Jahresschnitt nur noch um 1,5 Prozentpunkte stärker gestiegen als die Produktivität. Von 1974 bis 1982 hatte die jährliche Differenz noch bei 6,6 Prozentpunkten gelegen. Eine größere Lohnzurückhaltung infolge von Sozialabkommen vermelden auch Irland, Finnland, Italien, Belgien und Portugal.
Hagen Lesch: Europäische Union und Lohnsenkungswettbewerb, in: iw-trends 2/2003
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