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Bundestagspräsident Norbert Lammert kommentiert Verfassungspatriotismus und Leitkultur

Köln (ots)

Zu Verfassungspatriotismus und Leitkultur äußert sich
Bundestagspräsident Norbert Lammert in einem Kommentar für die am
Samstag erscheinende Mitgliederzeitung des Kolpingwerkes Deutschland,
"Kolpingblatt ".
"Gerade in einer Gesellschaft, die zunehmend multikulturell
geprägt ist, wird die Verständigung über gemeinsame und verbindliche
Werte und Überzeugungen umso dringender. Wir können uns
Multikulturalität nur erlauben, wenn wir uns darüber verständigen,
was für alle gelten soll. Hierbei handelt es sich nach meiner
Überzeugung um einen Prozess, der nicht zu einem ein- für allemal
gültigen Ende kommt und kommen muss, sondern der regelmäßig,
jedenfalls in bestimmten Abständen, in einer Gesellschaft fortgesetzt
und aufgrund veränderter Problemstellungen jeweils neu akzentuiert
wird. <...>
Jede Gesellschaft, jede Gemeinschaft braucht einen Mindestbestand
an gemeinsamen Überzeugungen und Orientierungen, ohne die auch ihre
Regeln und ihre gesetzlichen Rahmenbedingungen auf Dauer keinen
Bestand haben. Kein politisches System kann seine innere Legitimation
ohne solche gemeinsam getragenen Überzeugungen aufrechterhalten. Ohne
eine "Leitkultur" im Sinne solcher allgemein akzeptierten
Orientierungen und Überzeugungen lassen sich die Lösungen für unsere
komplexen Probleme nicht konsensfähig machen. Gerade in einer Zeit,
in der es ja auch für die absehbare Zukunft nicht darum geht, dass
wir Wohlstandszuwächse verteilen könnten, sondern in der wir unter
schwierigen internationalen Wettbewerbsbedingungen eine eher
stagnierende als prosperierende Wirtschaft mit einem bescheideneren
Ertrag zu erwarten haben, braucht eine Gesellschaft umso mehr eine
Verständigung darüber, woran sie sich festhalten soll. Über den
Begriff "Leitkultur" mag man streiten, über die notwendige
Verständigung in der Sache ernsthaft nicht. Die Vorstellung von einer
Leitkultur in Deutschland ist von der christlich-abendländischen
Tradition nicht zu trennen. In der jüngeren Geschichte haben wir
zweifellos eine immer stärkere Begegnung mit anderen Kulturen
erfahren. Aber der Einfluss christlicher Religionsgemeinschaften und
Glaubensüberzeugungen auf unsere Gesellschaft bleibt fundamental. Die
Revitalisierung des Glaubens muss nicht ausgrenzend auf Menschen aus
anderen Kulturkreisen wirken."
Der gesamte Wortlaut der Kommentars ist nachzulesen auch im
Internet unter
http://www.kolping.de/download/download/2185_k01h_004.pdf.

Pressekontakt:

Kolpingwerk Deutschland, Kolpingplatz 5-11, 50667 Köln
Pressereferat, Tel.: 0221-20701-195, Fax: 0221-20701-186
Verantwortlich: Martin Grünewald
martingruenewald@kolping.de

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