Tag der Menschenrechte: EU-Indien-Freihandelsabkommen gefährdet Zugang zu Medikamenten
Aktionsbündnis gegen AIDS fordert Verzicht auf Regelungen, die Zugang zu preiswerten Medikamenten erschweren
Berlin (ots)
Am heutigen Tag der Menschenrechte werden beim Gipfeltreffen zwischen der Europäischen Union (EU) und Indien in Brüssel die Verhandlungen zum EU-Indien- Freihandelsabkommen fortgesetzt. Der Entwurf enthält umstrittene Regelungen, die die Herstellung von neuen generischen Aidsmedikamenten in Indien und somit den Zugang zu Medikamenten in vielen Entwicklungsländern behindern würden. Dadurch wird das Menschenrecht auf Gesundheit gefährdet. "Gerade am heutigen Tag der Menschenrechte stellt sich bei diesen Verhandlungen die Frage, welche Interessen höhere Priorität haben: der Schutz universeller Menschenrechte oder die Wirtschaftsinteressen der Pharmaindustrie", kommentiert Astrid Berner-Rodoreda, Sprecherin des Aktionsbündnis gegen AIDS. "Wir fordern, dass die EU auf Regelungen verzichtet, die das Recht auf Zugang zu preiswerten Medikamenten erschweren. Die Bundesregierung und die EU sollten sich eindeutig für das Menschenrecht auf Gesundheit im Freihandelsabkommen stark machen und nicht vorrangig Wirtschaftsinteressen bedienen", so Berner-Rodoreda. Im Entwurf des EU-Indien-Freihandelsabkommens ist die Handschrift der hiesigen pharmazeutischen Industrie erkennbar. So ist beispielsweise die Rede von der so genannten "Datenexklusivität", die den Zugang zu Arzneimitteln erschweren würde. Die Folge wäre, dass Regulierungsbehörden sich bei der Zulassung von Generika vor Ablauf des Datenschutzes nicht auf klinische Testdaten des Originalherstellers beziehen dürften. Generikahersteller müssten daher klinische Studien wiederholen, was nicht nur mit erheblichen Kosten verbunden, sondern zudem auch unter ethischen Gesichtspunkten äußerst fragwürdig ist. "Dies ist völlig inakzeptabel und würde die Generikaproduktion unnötig verzögern", so Berner-Rodoreda.
Albert Petersen, Pharmaexperte des Aktionsbündnisses hält es für einen gravierenden Fehler, wenn Indien einen exklusiven Schutz für klinische Testdaten einführen müsste, wo gerade Indien viele Millionen arme Patient/innen im eigenen Land und in Afrika mit günstigen Präparaten versorgt. Zurzeit werden knapp 90 % aller HIV/Aids-Kranken in Ländern südlich der Sahara in der sogenannten Einstiegstherapie mit günstigen Generika-Medikamenten aus Indien behandelt. "Resistenzen und Unverträglichkeiten erfordern jedoch in der Folgetherapie zunehmend die Umstellung auf andere Präparate. Auch diese stehen zwar bedingt aus Indien zur Verfügung, jedoch nur zum doppelten bzw. dreifachen Preis", so Petersen.
Das Aktionsbündnis gegen AIDS fordert einen Verzicht auf Regelungen, die den Zugang zu preiswerten Medikamenten erschweren und unterstützt die heutige von Ärzte ohne Grenzen organisierte Protestaktion vor dem Rat der EU, wo die Verhandlungen stattfinden.
Das AKTIONSBÜNDNIS GEGEN AIDS ist ein Zusammenschluss von über 100 Organisationen der Aids- und Entwicklungszusammenarbeit sowie mehr als 280 lokalen Gruppen. Der Ausbau der finanziellen Ressourcen zur weltweiten HIV-Prävention sowie der Zugang zur Therapie sind die zentralen Anliegen des Bündnisses. Weitere Information über uns sind unter www.aids-kampagne.de erhältlich.
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